19. Mai 2018

Die Pfingstferien sind da, und damit ein kleines Reiseintermezzo in Südwesteuropa... ich bin mit meinen Eltern in Zentralspanien unterwegs. Kastilien und Extremadura... „Kastilien?“ denkt sich jetzt der eine oder die andere hier. „Da war doch erst kürzlich was.“ Stimmt. In der gleichen Gegend war ich auch im Herbst 2015 unterwegs, damals meine Last-Minute-Notlösung als Ersatz für meine kurzfristig abgesagte Uganda-Tour (die ich zum Glück im folgenden Jahr machen konnte). Knapp drei Jahre später bin ich wieder hier im Herzen Spaniens, sozusagen meine „Zentralspanien 2.0“-Tour... Abgesehen von Städtetouren nach Rom oder London bin ich, glaube ich, bisher kaum in so kurzem zeitlichen Abstand in der gleichen Gegend gewesen, aber ich habe heute schon festgestellt, dass das hier in Zentralspanien echt kein Problem ist. Das Programm ist hochkarätig, und ich konnte bei der Planung der Tour natürlich die Erfahrungen von vor drei Jahren einfließen lassen und die Reise deutlich optimieren. Und es ist auch nicht alles ne Wiederholung... einiges ist neu, einige Orte, einige Strecken, einige Sehenswürdigkeiten und alle Hotels. Ich habe dieses mal jedes Hotel mitten in der Altstadt der besuchten Städte gebucht, was es für alle Beteiligten deutlich leichter macht. Man muss nicht soweit laufen und ist direkt mitten im Geschehen.
Start war schon gestern, also am Freitag, abend. Die Lufthansa hat uns geschmeidig und zügig von Köln über München nach Madrid gebracht. Gegen halb elf waren wir dort im Hotel und rechtschaffen müde. Ich war ja morgens noch in der Schule gewesen... *lach...
Heute morgen gab es zuerst ein sehr schönes Frühstück im Hotel und dann bin ich mit dem Hotelshuttle zurück zum Flughafen gefahren, um unseren Mietwagen abzuholen. Wir sind hier mit einem schicken Toyota RAV4 unterwegs, mit (fast) allem Schnickschnack, der Autofahren zu einer Spaßveranstaltung macht, inklusive viel Platz im Kofferraum für das Gepäck von drei Leuten. Wie der Wagen sich in den engen Altstädten bewehrt, muss sich allerdings noch zeigen. Heute wurde er nicht ernsthaft auf die Probe gestellt.
Von unserem Hotel in Barajas sind wir nach San Lorenzo de El Escorial gefahren, wo der spanische König Felipe II. sich zwischen 1563 und 1584 einen Palast bauen ließ. Wobei Palast es jetzt nicht so richtig trifft. Man kann das ganze auch ein Kloster nennen, und es war auch in beiden Funktionen in Betrieb. Philipp lebte hier inmitten des Klosterbetriebs und die eher spartanische Ausstattung der Anlage unterstreicht den Klostercharakter und gibt einiges an Aufschluss über den Auftraggeber und seine erzkatholische Denkweise. Der Palast von El Escorial ist der größte Renaissancebau der Welt, und man läuft sich schon ziemlich die Füße darin platt. Insofern war es gut, dass ich heute nichts anderes mehr im Programm hatte. Wir haben die Basilika, die Kreuzgänge, die Gemäldegalerie, die Gruften mit den Gräbern vieler spanischer und habsburgischer Könige und Anverwandten und auch die Gemächer, in denen Philipp lebte, besichtigt. Am beeindruckendsten fand ich auch dieses Mal das Schlafzimmer von Philipp II., wo man vom Bett aus durch eine kleine Tür auf den Hochaltar der Schlosskirche kucken kann...
Während wir den Palast besichtigt haben, hat es draußen kräftig geregnet, so dass wir nach unserem Rundgang auch noch ein bisschen im Eingangsbereich auf der Bank gesessen und das Ende des Gewitters abgewartet haben. Als der Regen aufgehört hatte, sind wir ins Dorf San Lorenzo de El Escorial spaziert, und haben dort zu Mittag gegessen. Mittags essen finde ich nicht unpraktisch in Spanien, wo man für's Abendessen vor 21:00h ja eigentlich gar nicht vor die Tür geht. Ich denke mal, dass wir das in den nächsten Tagen auch so halten werden oder es zumindest versuchen.
Nach der Mittagspause sind wir von El Escorial nach Ávila, dem heutigen Etappenziel, gefahren. Das sind rund 60km, aber wir haben uns Zeit gelassen, nicht zuletzt um noch ein paar Ansichten des Palastes von den umliegenden Bergen zu fotografieren. In Ávila sind wir dann zuerst zum örtlichen Carrefour und haben eingekauft. Was man halt so braucht für die Verpflegung über Tag und für die Abendgestaltung ... Wasser, Obst, Brot, Käse, Jamón ibérico, Erdnüsse, Wein, spanischen Brandy...
Hier in Ávila wohnen wir direkt am Vorplatz der Kathedrale. Meine Eltern haben von ihrem Zimmer direkten Blick auf die Kathedrale und die Stadtmauer. Ich kucke in die andere Richtung über die Altstadt und die Sierra de Ávila. Auch nicht schlecht, aber mit dem Panorama bei meinen Eltern nicht zu vergleichen. Deshalb haben wir den Abendimbiss auch bei den beiden im Zimmer gemacht... inklusive Blick auf die Kathedrale, die Mauersegler und vor allem auf die Störche, die auf den Strebebögen der Kathedrale nisten. Womit wir beim Bild des Tages wären. Ich hab mir überlegt, dass ich auf dieser Reise versuchen werde, etwas mehr Augenmerk auf die kleinen oder ungewöhnlichen Dinge zu legen. Den Anfang macht der Storch, der oben auf der Kathedrale von Ávila auf einem verwitterten Engel sitzt und sich das Gefieder putzt. Übrigens: Wer mein Reiselogbuch vom Oktober 2015 nochmal nachlesen und vielleicht auch vergleichen möchte, hier ist der Link.

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