2. April 2018

Heute ist mir richtig bewusst geworden, warum ich hier bin. Das hier ist eine Plane Spotter-Tour. Wie Ihr ja beim Lesen vielleicht gemerkt habt, war ich bisher nicht so wirklich zufrieden, aber der heutige Tag war super... auch wenn er früh begonnen hat.
Ich war um kurz nach sechs wach und hatte dann auch nicht mehr so richtig Ruhe. Heute sollte es nach St. Barthélemy gehen, ein weiteres französisches Überseegebiet und unter Plane Spottern bekannt für seinen kniffligen Flughafen. Den wollte ich natürlich auch als Passagier erleben, und so habe ich mir einen Tagesausflug nach St. Barthélemy von St. Maarten aus gegönnt. Die Strecke wird von mehreren der regionalen Fluggesellschaften hier bedient, und ich habe mich für den Flug mit Winair entschieden. Nicht zuletzt, weil ich auf diese Weise mal wieder in einem meiner Lieblingsflieger sitzen kann, der DeHavilland Canada DHC-6 Twin Otter. Meine ersten Erfahrungen mit diesem Flugzeugtyp habe ich im Sommer 2010 gemacht, als ich von Newquay in Cornwall auf die Scilly Islands geflogen bin. Auch mein Rundflug über dem Grand Canyon 2014 war in ner Twin Otter. Das Besondere an der Twin Otter ist, dass sie sich durch ausgesprochene Kurzstart- und Landeeigenschaften auszeichnet. Das werde ich morgen noch zu schätzen wissen, wenn meine zweite Exkursion von St. Maarten aus startet.
Die Piste des Flughafens von St. Barthélemy ist 650m lang, was aber für die Twin Otter und für die ebenfalls hier im Linienverkehr eingesetzten Cessna 208 Grand Caravan noch absolut im Rahmen ist. Das diffizile ist die Hügelkette an einem Ende der Landebahn, über die die Flugzeuge bei Anflügen aus Westen drüber müssen. Praktischerweise befindet sich an der kritischen Stelle eine Lücke in den Hügeln, der Col de la Tourmente.  Trotzdem müssen die Flieger bei Anflügen aus dieserRichtung immer noch so knapp wie möglich über den Pass, auf dem sich oben ein Kreisverkehr befindet, um dahinter noch einmal steil in den Sinkflug hinunter zur Landebahn zu gehen. Wie das dann in Wirklichkeit aussieht, das seht Ihr auf dem Bild des Tages. Das habe ich am Kreisverkehr oben auf dem Col de la Tourmente gemacht.
Nicht alle Flugzeuge landen aber so. Meine Landung war wesentlich weniger spektakulär, nämlich vom Meer aus. Direkt nach der Ankunft habe ich meinen Tagesmietwagen abgeholt, bin zum Kreisverkehr gefahren und habe ein bisschen Flieger gekuckt. Gegen Mittag habe ich mich dann auf den Weg zu einem auf der Webseite des Lonely Planet empfohlen Restaurant gemacht, nur um vor Ort festzustellen, dass dort geschlossen war. „Geschlossen“ war heute auf St Barthélemy das Stichwort. Der Ostermontag hatte dafür gesorgt, dass alles zu war, inklusive der einzigen Tankstelle der Insel, so dass die Firma Sixt mir dankenswerter Weise den Sprit geschenkt hat. Okay - war jetzt kein so großes Opfer für die, denn ich bin insgesamt nur knapp 18km auf der Insel gefahren.
Nach meinem ersten Versuch der Mittagessenaufnahme habe ich mein Glück in der Hauptstadt versucht, Gustavia. Auch hier war fast alles zu, was dem Städtchen einen sehr ruhigen und entspannten Charakter gab.
Wenn sich grade jemand fragt, warum die Hauptstadt von St. Barthélemy „Gustavia“ heißt, dann liegt das daran, dass sie nach dem schwedischen König Gustav III. benannt ist. Unter seiner Herrschaft kauften die Schweden die Insel im Jahr 1784 von den Franzosen... nur um sie den Franzosen 94 Jahre später wieder zurück zu verkaufen. Heutzutage ist St. Barthélemy ein Teil der EU. Man zahlt mit Euronen und zur Einreise reichte für mich ein deutscher Perso (während auf St. Maarten bei meiner Rückkehr heute abend brav ein weiterer Stempel in meinen Reisepass gedrückt wurde).
Nach dem Mittagessen habe ich mich noch ein bisschen an den Col de la Tourmente gesetzt und den Fliegern zugekuckt. Es war allerdings deutlich ruhiger über Mittag als es noch am Morgen gewesen war. Darüber hinaus hat mich auch das Licht im Stich gelassen. Trotzdem war es ein gemütlicher Nachmittag, denn die Szenerie – auf der einen Seite der Flughafen, auf der anderen Seite die Ausläufer von Gustavia, außerdem die knackig-blaue karibische See und die vom Hurrikan gerupften Hügel von St. Barthélemy gaben schon ein tolles 360°-Erlebnis. Außerdem habe ich festgestellt, womit sich die Mensche, vor allem die Jugend, von St. Barthélemy den Feiertag vertreiben. Die fahren rum – vornehmlich auf der Vespa oder anderen Ribbeln, aber etliche auch auf Quads und natürlich im Auto. In der Zeit, woch ich dort am Kreisverkehr auf Flieger gewartet habe, sind manche Leute bstimmt vier, fünf Mal vorbei gedüst gekommen. Dabei merkte man auch deutlich den französischen Einfluss hier auf der Insel: die Ribbelfahrer sind echt schneidig unterwegs und ne Kippe im Mundwinkel ist absolut üblich.
Um vier habe ich den Polo, mit dem ich hier unterwegs war, zurück gebracht, und für den Rückflug nach St. Maarten eingecheckt. Der war leider ne halbe Stunde verspätet, weil die Maschine in St. Maarten noch auf verspätete Passagiere aus den USA warten musste... Der Rückflug war ein ähnlich tolles Erlebnis wie der Hinflug. Ich saß in der ersten Reihe – und die Twin Otter hat keine Cockpit-Tür... den Anflug auf St. Maarten habe ich also live miterlebt und auch fotografisch festgehalten... allerdings auf Grund der Abenddämmerung nur in grober Auflösung. Mal kucken, was von den Bildern am Ende taugt.
Morgen früh geht um fünf der Wecker, denn mein Winair-Flug nach Saba, meinem nächsten Flugabenteuer auf dieser Reise, startet schon um kurz nach sieben. Morgen früh muss ich mich auch von meinem Cottage hier verabschieden, denn ich bin über Nacht auf Saba, und wenn ich am Mittwoch zurück nach St. Maarten komme, dann habe ich für die letzten beiden Nächte ein anderes Quartier. Oh oh... plötzlich geht das hier alles schnell...



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