29. April 2011

Nachdem Flughafen-Intermezzo gestern gab es heute die volle Packung touristisches Madrid. Los ging's um kurz nach 10 mit dem Lonely Planet unterm Arm und mit einem Schirm in der Tasche, denn es waren für heute Schauern angesagt. Naja, bei der Ansage blieb es zum Glück, aber dafür habe ich den ganzen Tag den Schirm durch die Stadt spazierengetragen... *lach...
Zuerst habe ich mich von einem Stadtspaziergang, der in meinem Reiseführer beschrieben war, inspirieren lassen. Das ist immer recht lustig, wenn man mit dem Lonely Planet unterwegs ist. Irgendwann begegnet man anderen Leuten, die mit dem Buch unterwegs sind und dessen Empfehlungen folgen. So ging's mir zum Beispiel heute mittag in einer Taberna im Stadtteil La Latina. La Latina ist quasi die Altstadt von Madrid. Man kann schön durch enge Gässchen flanieren, sich die eine oder andere Kirche am Wegesrand ankucken, und eben gegen Mittag in einer der vom Lonely Planet empfohlenen Lokalitäten einkehren und sehen, wie danach innerhalb von 15 Minuten zwei andere touristische Kleingruppen mit dem gleichen Reiseführer in der Hand dort aufschlagen. Da habe ich dann ein bisschen in mich hineingelacht.
Madrid und Kirchen, das ist so ein Kapitel für sich. Lissabon, und natürlich erst recht Rom sind da sehr großzügig ausgetattet, aber in Madrid sieht es mit den besuchenswerten Kirchen eher mau aus. Es gibt die Stadt-Kathedrale Nuestra Senora de Almudena, aber das ist ein neo-romanischer Klotzbau, der zwischen 1879 und 1992 hochgezogen wurde und nicht wirklich Atmosphäre hat. Die Madrilenos sehen eher die Basilica de Nuestra Senora del Buen Consejo ("Mutter vom guten Rat"... die Kreuzweingartener wissen, was es damit auf sich hat) als die Hauptkirche der Stadt an und bis zur Vollendung der Stadt-Kathedrale war sie das auch mehr oder weniger. Aber von ner repräsentativen Kirche kann auch in diesem Fall keine Rede sein. Grundsätzlich sind die Kirchen hier alle sehr iberisch-barock. Nicht so ganz mein Geschmack. Aber es gibt züm Glück Ausnahmen, die ich mir dann doch ganz gut ankucken kann, zum Beispiel die Basilica de San Francisco el Grande, die übrigens eine der größten Kuppeln Europas hat, und die von dem Architekten entworfen wurde, der auch den Palacio Real zu Ende gebaut hat. Das ich eine Schwäche für Kuppeln habe sieht man ja immer wieder mal auf meiner Webseite und so habe ich mich denn auch für dieses Motiv als Bild des Tages entschieden.
Nach der Mittagspause habe ich mich dann zum zweiten Mal um eine Innenbesichtigung des Palacio Real bemüht, und heute gab's keine Schlange. Wie ich nämlich erfahren habe  war der Grund für die Schlange am Mittwoch, dass mittwochs EU-Bürger freien Eintritt haben. Heute habe ich zwar 10 Euronen für die Eintrittskarte hingeblättert, dafür habe ich aber auch viel Zeit gespart. Der Palast ist echt nicht schlecht. Sehr barock und ich kann verstehen, dass Juan Carlos da nicht wirklich drin wohnen möchte. Fotografieren war zwar eigentlich verboten, aber bei der Schamlosigkeit, mit der die anderen Touris ihre Kameras gezückt haben habe ich mir auch die eine oder andere Aufnahme aus der hohlen Hand erlaubt. Gibt auch eigentlich keinen Grund, das Fotografieren ohne Blitz da zu verbieten.
Nächster Programmpunkt war dann die Kunstgalerie Museo Thyssen-Bornemisza, eines der drei großen Kunstmuseen hier, neben dem Museo del Prado, das morgen auf dem Programm steht und dem Centro Arte de Reina Sofia, wo ich am Mittwoch schon war. Ich   habe von Malerei ja nicht viel Ahnung, und kucke mir immer recht wahllos einfach die Bilder in einem Museum an, die mir gefallen. Das war hier im Museo Thyssen-Bornemisza schon eine ganze Menge. Ich will hier jetzt nicht in die Tiefe gehen, dann wird der heutige Bericht ein Roman, aber da war doch wirklich einiges sehr Ansehnliches dabei. Drei Stichworte seien genannt: El Greco; amerikanische Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts; frühe Bilder von Picasso, bevor er mit dem Knick in der Optik malte. Alles in allem eine sehr beeindruckende Sammlung, die mir deutlich besser gefallen hat als die im Centro Arte de Reina Sofia, wo es allerdings auch nur um moderne Malerei ging.
Als ich aus dem Museum wieder raus war, war es halb sechs. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden, von da zu Fuß zum Hotel zu gehen. Das war zwar ein ziemlicher Peatswääch, über die Calle de Alcala und die Gran Via, aber er hatte den Vorteil, dass ich so langsam die oberirdischen Zusammenhänge der Stadt kenne, und nicht nur die Inselchen, die man sich zwischen den Fahrten mit der U-Bahn erläuft. So langsam ergibt sich ein Bild von Madrid. Spannend ist auch die Architektur. Dazu erzähle ich vielleicht morgen noch was. Einen Eindruck aus dem Logbucheintrag von Dienstag (Tag 1) muss ich allerdings ein bisschen relativieren. Mit der Sauberkeit hält es sich in Grenzen. Es ist halt ne Großstadt. Bei weitem nicht so dreckig wie Wien, aber auch nicht so sauber wie London.
So, morgen ist schon der letzte Tag und abends geht's zum Fußball. Da wird es bestimmt auch einiges zu erzählen geben.


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