4. August 2017

Ich bin platt... nach fast sechs Stunden auf dem Wasser... aber es hat sich gelohnt.
Der Wecker ging früher als auf dieser Reise bisher gewohnt, denn ich hatte ja für 9:45h eine Whale-Watching-Tour gebucht. Der Shuttlebus sollte mich um viertel nach neun am Hotel abholen. Vorher wollte ich aber auch noch was frühstücken, denn mit leerem Magen auf dem Meer, das macht sich nicht gut... Ich habe mir also in der Bäckerei gegenüber ein Croissant, ein Schoko-Croissant, ne Flasche O-Saft und nen Beutel Milch gekauft, und auf der Terrasse meines Hotelzimmers gefrühstückt. Der Shuttlebus war pünktlich da und kurze Zeit später war ich am Hafen.
Genau erinnere ich mich zwar nicht, aber ich glaube, mit dem gleichen Schiff - oder zumindest einem vergleichbaren - bin ich vor 17 Jahren hier auch unterwegs gewesen. Beim Whale-Watching scheiden sich so ein bisschen die Geister an der Wahl des Bootes. Ein großes Boot hat den Vorteil, dass man höher steht und besser kucken kann. Dafür ist es aber auch groß und langsam(er) und man hat nicht so den direkten Kontakt zur Wasseroberfläche. Zodiacs - Schlauchboote mit festem Rumpf - sind zwar kleiner und wendiger und man ist näher am Wasser und damit auch näher am Geschehen, aber sie sind auch ne wackelige Angelegenheit, und das ist ja für jemanden wie mich, der nur sehr begrenzt seefest ist, nicht unwichtig. Grundsätzlich komme ich jedoch, gegebenenfalls mit dem entsprechenden Doping, mit beiden Arten von Whale-Watching-Booten klar, und habe beide auch schon in der Vergangenheit genutzt. Gestern beider Buchung der Tour hab ich mich aber erst mal für das große Boot entschieden.
Wie gesagt, um 9:45h sollte es los gehen, aber da hatten wir den ersten Zwergwal, der in der Bucht von Tadoussac auf Nahrungssuche war, schon von Bord des noch vertäuten Schiffs gesehen. Der Zwergwal ist der kleinste Vertreter der Bartenwale, um genauer zu sein der Furchenwale, zu denen auch Blauwal, Finnwal, Buckelwal und Seiwal (mit denen ich auch schon Erfahrung habe) gehören.
Rund drei Stunden dauerte unsere Wal-Safari im Gebiet des Saguenay-St.Lawrence Marine Park, einem der wenigen Nationalparks in Kanada, die nur für ein Seegebiet eingerichtet wurden. Das Meer war glatt wie ein Spiegel, bis auf einige Stellen, wo sich Strudel, Strömungen und Unruhe bilden durch die Vermischung des Süßwassers aus dem Saguenay-Fjord mit dem Salzwasser des Atlantiks, das hier schon in den St.Lorenz-Strom eindringt. Grade diese Konstellation aus Süß- und Salzwasser führt zu dem Nährstoffreichtum, der die Gegend hier für Wale so attraktiv macht.
Das Meer war zwar ruhig (und ich musste keine Medikamente nehmen), aber leider war die Sicht durch Nebel getrübt. Nichtsdestotrotz hatten wir eine sehr erfolgreiche Safari. Wir haben mehrere Zwergwale beobachtet, eine größere Gruppe Belugas, die allerdings recht weit weg waren, außerdem ein paar Schweinswale, Kegelrobben, Seehunde und Vögel. Was leider gefehlt hat im Vergleich zum Sommer 2000, das waren die Finnwale. Aber immerhin hatte ich jetzt schon mal – endlich – Bilder von Zwergwalen auf der Speicherkarte. Die brauchte ich nämlich dringend.
Um kurz vor eins waren wir wieder im Hafen von Tadoussac, und ich habe mir dann für heute nachmittag eine weitere Tour gebucht, dieses Mal mit dem Zodiac. Um halb fünf sollte es los gehen.
In der Zwischenzeit wollte ich in dem Restaurant über der Bäckerei, gegenüber von meinem Hotel, zu Mittag essen. Leider machten die erst heute abend auf und so habe ich mir in der Boulangerie auch noch das Mittagessen zusammengestellt und es auf meiner Terrasse in der Sonne sitzend zu mir genommen.
Nach ner kurzen Mittagspause bin ich wieder zum Hafen runter spaziert, habe mir das Interpretationszentrum für Meeressäuger angekuckt und noch ein bisschen in der Sonne gesessen. Um kurz vor vier begann dann die Vorbereitung für die Schlauchboot-Tour. Wir bekamen alle wind- und wasserdichte Klamotten in leuchtenden Farben an, für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand außenbords gehen würde. Heute morgen war ich ein bisschen sportlich ausgefahren, mit kurzer Hose und nur mit Jööpchen. Das ließ sich auf dem großen Schiff, wo man auch mal reingehen und sich aufwärmen konnte, so grade aushalten. Heute nachmittag war ich mit Jeans, Jööpchen und North Face-Jacke ausgestattet... UNTER dem Survival-Anzug... und ich muss sagen: ich war nicht zu warm angezogen. Zum Glück hatte ich einen privilegierten Sitzplatz, auch wenn es im ersten Moment so ausgesehen hatte, als hätte ich in dieser Hinsicht die A****-Karte gezogen. Ich saß nämlich hinten im Zodiac, direkt hinter der Rückseite des Führerstandes. Ich konnte also nach vorne raus genau null sehen... Aber dafür war ich wind- und spritzwassergeschützt. Das sollte sich heute nachmittag bezahlt machen, denn es war Wind aufgekommen, und die Tour fand auf ziemlich bewegtem Wasser statt... und natürlich für mich unter Chemikalieneinsatz. Der Seegang machte das Fotografieren zwar deutlich diffiziler, aber wie man am Bild des Tages sehen kann, hab ich doch vorzeigbare Ergebnisse erzielen können.
Neue Walarten sind zwar heute nachmittag nicht mehr dazu gekommen, trotzdem war das Whale-Watching vom Zodiac aus ein tolles Erlebnis. Den Tag habe ich dann mit einem schönen Abendessen in dem Restaurant, wo ich eigentlich schon heute mittag hinwollte, abgeschlossen. Morgen heißt es Abschied nehmen von Tadoussac. Aber vielleicht habe ich morgen früh unterwegs nochmal die Gelegenheit für ne dritte Runde Walsafari. Das wird nicht zuletzt vom Wetter abhängen. Heute abend hat's hier nämlich geregnet.

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