21. Juli 2017

Wir sind in Belfast, und eine der spannendsten Fragen der Tour wurde heute geklärt: Wie sieht die Grenzkontrolle zwischen der Republik Irland und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland aus? Kurze Antwort: es gibt keine Grenzkontrolle. Wir sind in der Nähe von Derry (die Engländer und die protestantischen Nordiren nennen die Stadt Londonderry) über die Grenze gefahren, und das einzige, was uns drauf aufmerksam gemacht hat, war ein Schild „Welcome to Northern Ireland“, auf dem auch noch jemand schwarze Farbe über das Wort 'Northern' gesprüht hatte. Man merkt allerdings doch deutlich, dass man nicht mehr in der Republik Irland, sondern im Vereinigten Königreich ist. Nicht nur, dass die Straßenbeschilderung anders ist, und das plötzlich Entfernungen in Meilen gemessen und die Spritpreise in Pfund angeschlagen werden. Nordirland ist auch sauberer und aufgeräumter und besser organisiert.
Wichtigstes Besichtigungsziel war heute der Giant's Causeway. Das ist eine Ansammlung von circa 40.000 sechseckigen Basaltsäulen, die dicht nebeneinander stehend eine Landzunge bilden, die in den Atlantik hineinragt. Vulkanisch gebildete Basaltsäulen sind jetzt zwar nichts so Ungewöhnliches und es gibt auch in der Eifel mehrere Fundorte, aber in der Art, wie sie hier am Giant's Causeway zu sehen sind, sind sie schon sehr eindrucksvoll und nicht zu unrecht ein UNESCO Weltkulturerbe, das einzige in Nordirland.
Bevor wir zum Giant's Causeway kamen, hatten wir aber vorher noch in Colraine ein bisschen eingekauft und in Portrush zu Mittag gegessen. Das war nicht ganz so einfach gewesen, denn obwohl Portrush in ziemlicher Touri-Ort ist, machten die meisten Restaurants dort erst am späten Nachmittag auf. Wir haben dann aber doch eine Lokalität gefunden, die uns zugesagt hat und wo wir schöne Fish and Chips bekommen haben.
Von Portrush sind es nur ein paar Meilen bis zum Giant's Causeway. Dort waren wir nicht alleine. Es gibt ein richtig großes Visitor Center, mehrere Parkplätze und Park&Ride-Parkplätze und Buspendelverkehr und das alles steht unter der Aufsicht des National Trust.Auch bei den Eintrittspreisen ist man – wie meist im Vereinigten Königreich – nicht zimperlich. Pro Erwachsenem kostet der Besuch des Giant's Causeway 10,50 ₤.
Der Himmel war grau und ein paar Tropfen fielen, als wir auf den Parkplatz fuhren, und dann hat die Truppe geschwächelt... meine Eltern wollten nicht aussteigen. Naja, was soll ich sagen? Zwingen kann man ja niemanden zu seinem Glück und so bin ich alleine losgezogen. Man läuft ne Viertelstunde vom Visitor Center zum Causeway (und wer will, der kann sich die Strecke auch mit einem Shuttlebus fahren lassen). Es war zwar einiges los, aber am Causeway selber verläuft sich die Menge schon ziemlich, auch wenn der Causeway nicht so weitläufig war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Und auch das Riesenbrimborium, das am Visitor Center gemacht wird, ist ein bisschen übertrieben. Der Causeway liegt landschaftlich sehr malerisch, und auch die Ansammlung von Basaltsäulen, die ins Meer hinausragt und über die man auch drüber klettern kann, ist echt sehenswert. Aber ich hatte es mir schon noch ein bisschen spektakulärer vorgestellt. Trotzdem tut es mir nicht leid, die 10,50 ₤ investiert zu haben, denn der Reiz des Giant's Causeway erschloss sich mir vor allem, als ich dann auf und zwischen den Basaltsäulen stand. Die bieten nämlich viele, viele Fotomotive, die weniger in der Totalen als vielmehr im Detail liegen. Und damit wären wir beim Bild des Tages. Man sieht ein Doppelsechseck, das von zwei etwas tieferliegenden Säulen gebildet wird und in dem sich Regen und Brandungswasser gesammelt haben. Die Sonne lugt zwischen den Wolken hervor und spiegelt sich in dem kleinen Becken, während die hineinfallenden Regentropfen schöne Kreise ziehen. Und dabei ist der Ausschnitt des Bildes vielleicht grade mal anderthalb Meter breit.
Als ich wieder am Auto war, hatten meine Eltern grade ihr Mittagsschläfchen beendet.Ich glaube, das hat ihnen auch in den letzten Tagen etwas gefehlt.
Die Weiterfahrt entlang der Küste der Grafschaft Antrim bot dann noch etliche fantastische Blicke auf Land und Meer, aber ich habe jetzt schon so viel Landschaft hier in diesem Reiselogbuch gezeigt, dass es heute mal was anderes sein sollte.
Auf schmalen Küstenstraßen - und die letzten 25 Meilen dann auf Schnellstraße und Autobahn - haben wir heute abend Belfast erreicht, wo wir die nächsten zwei Nächte sein werden. Morgen haben wir hier einen ganzen Tag zur Stadterkundung.

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