13. April 2017

Jetzt hat mich WIRKLICH die Zivilisation wieder. Ich bin in León, im Nordwesten Nicaraguas. León war die erste Hauptstadt Nicaraguas nach der Unabhängigkeit von Spanien im Jahr 1821. Heute ist die Stadt vor allem wegen ihrer Kathedrale berühmt, der von der Grundfläche her größten in Mittelamerika.
Schon vor dem Frühstück hab ich heute morgen alle Sachen gepackt, so dass ich danach keinen Stress hatte. Mit Gallo pinto und Rührei im Bauch ging's zum „Hafen“ von El Castillo. Ich war schon ganz froh, dass einer der Mitarbeiter des Hotels (übrigens der junge Capitan von gestern) mein Gepäck getragen hat. Ist halt ein kleines Stück zu laufen und nachdem es heute morgen schon kräftig geregnet hatte, konnte man selbst ohne Gepäck ins Schwitzen kommen. Auf dem Weg zum Anleger habe ich ein bisschen spanischen Smalltalk probiert und dabei stellte sich heraus, dass der Jung ganz leidlich Englisch konnte, und so haben wir dann ein bisschen erzählt. Und natürlich war eine seiner ersten Fragen an mich „Are you married?“ Jeder Nicaraguaner, mit dem ich bisher ein bisschen mehr zu tun hatte, als an der Hotelrezeption zu stehen oder gefahren zu werden, hat mir diese Frage gestellt... *lach... Dass jemand allein reist, erscheint vielen Menschen hier ungewöhnlich. Wobei der Südosten mit den Islas Solentiname und der Rio San Juan-Region vielleicht nicht typisch für ganz Nicaragua, aber doch bestimmt für die ländlichen Gegenden ist. Die Leute sind sehr nett und aufgeschlossen, und trotzdem zurückhaltend und überhaupt nicht aufdringlich. Für gepflegten Smalltalk oder gar Philosophieren reicht mein Spanisch ja leider nicht, aber ich glaube das könnte man mit denen echt gut, wenn da die Sprachbarriere nicht wäre.
Um kurz nach neun legte das Boot nach San Carlos ab. Mit an Bord waren unter anderem die beiden Schweizerinnen, mit denen ich am Sonntag schon Bekanntschaft geschlossen hatte, als wir drei nicht mehr in den eigentlich gebuchten Flieger kamen. Die beiden waren schon etwas länger in El Castillo und wohnten im gleichen Hotel wie ich.
Die Bootsfahrt heute war ungleich angenehmer als die vorgestern. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen war ich heute in einem „fast boat“ unterwegs, was die Reisezeit trotz Stopp in Boca del Sabalo um fast ein Drittel reduzierte. Zum anderen war das Boot bei weitem nicht so voll und auch deutlich kleiner als das von vorgestern. Und es war irgendwie besser konstruiert, denn von der Bugwelle spritzte kein Wasser herein. Am Hafen von San Carlos lief heute auch alles wie am Schnürchen. Mein Kontaktmann von Nicaragua Adventures wartete schon am Anleger auf mich und hat mich in kürzester Zeit in ein Taxi verfrachtet, das mich zum Flugplatz von San Carlos gefahren hat.
Da ich noch reichlich Zeit hatte, bin ich vom Flugplatz aus noch mal ca. dreihundert Meter zurück spaziert zum Supermarkt... um mir nen Mittagssnack zu organisieren, und um einfach mal in einen nicaraguanischen Supermarkt reinzukucken. Was sofort auffiel war die Musik. Die Nicaraguaner haben eine interessante Vorgehensweise, wenn es um musikalische Beschallung geht. Entweder es läuft gar keine Musik, oder aber sie ist so laut, dass man sich nicht mehr unterhalten kann. Egal jetzt, ob in nem Restaurant, oder wie heute im Pali Supermercado von San Carlos. Wenn Musik, dann ist sie laut.
Noch etwas anderes habe ich mittlerweile über die Nicaraguaner herausgefunden. Ich glaube eines der nationalen Hobbies hier ist das Ausfüllen von Listen und Formularen. Allein für die Bootsfahrt von El Castillo nach San Carlos musste ich mich insgesamt drei Mal irgendwo eintragen. Außerdem ist mein Pass zweimal kontrolliert worden, das erste Mal an der Anlegestelle von San Carlos und dann wenig später wieder am Flugplatz. Und zwar von den gleichen Leuten. Ich glaube die Einwanderungsbehörde von Nicaragua beschäftigt in San Carlos nur zwei Personen. Aber die haben auch beim zweiten Mal innerhalb von zwei Stunden meinen Pass durchgeblättert als gäbe es was besonderes darin zu finden... *lach...
Mit anderthalb Stunden Verspätung ging's leider erst los nach Managua, denn La Costeña schien heute irgendwie mit der Einsatzplanung ihrer Maschinen etwas überfordert. Als wir um kurz nach halb vier endlich von der Schotterpiste in San Carlos abhoben hatten, war es dann aber ein angenehmer und vor allem ruhiger Flug. Ich hatte zwar sicherheitshalber das Superpep in Reichweite, aber ich habe es genauso wenig gebraucht wie auf dem Hinflug.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Ich hab mich in der Gepäckausgabe von den Schweizerinnen verabschiedet und vor dem Inlandsterminal erwartete mich mein Fahrer, mit einem Zettel mit meinem richtig geschriebenen Namen drauf. Im Kofferraum seines Toyotas wartete auch der Sammy und dann sind wir nach León aufgebrochen. Die zwei Stunden, die mein Fahrer geschätzt hatte, haben wir für die rund 90km auch gebraucht. Glücklicherweise war der Verkehr in Managua feiertäglich gemäßigt. Hier in Nicaragua ist nämlich schon am Gründonnerstag Feiertag. Einen kurzen Foto-Stopp haben wir allerdings unterwegs gemacht und das ist auch das heutige Bild des Tages. Das ist der Volcán Momotombo, einer von mehreren aktiven Vulkanen in Nicaragua. Nicht zufällig steht dieses Bild hier, denn Vulkane und Vulkanismus werden für die nächsten Tage der Tour eine deutliche Rolle spielen. Das Bild des Tages ist also quasi eine Vorschau.

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