14. Oktober 2010

Irgendwie schaffe ich es ja immer wieder, dass bei meinen Reiselogbüchern ein Tag dabei ist, wo ich mich beim besten Willen nicht für EIN Bild des Tages entscheiden kann und Euch deshalb zwei vorsetze und Euch entscheiden lasse. Heute war mal wieder so ein Tag.
Der Plan war eigentlich, heute morgen hier in Faro ein bisschen die Stadt auf die Hörner zu nehmen und heute nachmittag raus auf's Land zu fahren und Naturbeobachtung zu betreiben. Aber wie's so geht, es kam alles anders. Vor dem Frühstück wollte ich noch mein Auto mit Hilfe eines Tagesparkscheins vom Hotel in eine in der Nähe liegende Tiefgarage überführen und dabei fiel mir an der Rezeption ein Flyer für Touren durch den Parque Natural de Ria Formosa in die Finger. Ich habe dann beim Frühstück ein bisschen hin- und herüberlegt und auch noch mal den Lonely Planet konsultiert, denn eigentlich hatte ich nicht unbedingt vorgehabt, eine Tour zu machen. Andererseits war die Möglichkeit, vom Boot aus näher an die Vögel ranzukommen als man es sonst könnte, auch verlockend. So bin ich dann für alle Möglichkeiten offen zu meinem Stadtspaziergang aufgebrochen und nur bis zum Hafen gekommen und war dort rappzapp für 15h für eine Vogelexkursion gebucht. Das war um kurz nach zehn. Außerdem war mir aufgefallen, dass die Flieger schlag auf schlag Richtung Faro Flughafen unterwegs waren und so habe ich den Stadtrundgang erst mal hinten angestellt, mich ins Auto geschwungen und habe noch mal eine Runde gespottet. Gestern habe ich ja berichtet, dass mir beim Spotten hier in Faro ein bisschen die Auswahl gefehlt hat. Heute morgen war das echt anders. Es gab zwar auch Ryanair, aber vor allem gab es viel britischen Charter-Verkehr und das bei schönstem Wetter und perfektem Licht. So war der Vormittag am Flughafen im Flug vorbei und ich bin wieder in die Stadt gefahren um rechtzeitig zum Start der Tour wieder am Hafen zu sein.
Um drei Uhr ging's los – unter fachkundiger Leitung eines portugiesischen Biologen. Sieben Touristen saßen im Boot – alles Deutsche. Überhaupt scheint Faro fest in deutscher Hand zu sein – dazu erzähle ich später noch was. Wo die ganzen Engländer sind, die die britischen Touri-Bomber in Faro am Flughafen ausspeien, weiß ich nicht. Wahrscheinlich in Albufeira, einem der als Touristenhochburgen berüchtigten Nachbarorte von Faro.
Um es direkt zu sagen – die Safari war ein voller Erfolg. Knapp drei Stunden sind wir durch die Kanäle geschippert, die das Marschland an der Küste der Algarve durchziehen und von verschiedenen kleinen Strandläufern über Brachvögel, Reiher, Störche und Kormorane bis hin zu Flamingos und einem Fischadler war echt alles dabei. Etliche von den Vögeln ließen sich sogar recht gut fotografieren, auch wenn die Mehrheit auf Grund ihrer geringen Größe und Tarnfärbung dann doch eher was für's Fernglas als für's Teleobjektiv war. Beide Bilder des Tages stammen natürlich von der Vogelsafari, einmal vier fliegende Austernfischer und dann einige auffliegende Löffler. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Die Löffler waren sowieso was Besonderes, denn die waren auf meiner persönlichen Europa-Liste neu. Einen kurzen Stopp auf einer der Inseln, die die letzte Küstenlinie bilden, gab's auch – mit Blick auf den eher ruhigen Atlantik, der noch nicht mal so besonders kalt war. NEIN, ich bin nicht geschwommen. Selbst wenn ich schwimmen würde wäre mir das doch zu kalt gewesen. Aber an den Füßen war das Wasser noch nicht unangenehm.
Nach der Rückkehr habe ich dann noch den Stadtrundgang durch Altstadt und Zentrum von Faro unternommen. Nette Stadt, und dazu noch betont durch das tolle Licht, dass die Herbstsonne vor allem morgens und abends von sich gibt. Irgendwie ist das eines der Dinge, die ich immer wieder vergesse wenn ich von meinen Reisen rund um's Mittelmeer zurückkomme (und ich zähle jetzt einfach mal Portugal zum mediterranen Raum dazu), und die mich immer wieder auf's Neue begeistern.
Zum Ausklang des Tages gab's dann noch ein eher anstrengendes Abendessen. Das lag allerdings weniger an den belanglos-nervigen Gesprächen der Studiosus-Reisenden, die ein paar der anderen Tische bevölkerten in dem Restaurant, dass ich mir ausgesucht hatte. Ich hab mir das Tagesgericht kommen lassen: Misto de Peixe – gemischte Fische. Für 8,50Euro dachte ich, dass ich damit nix verkehrt machen kann. Hatte ich in dem Sinne auch nicht. Die Fische, insgesamt waren es eine große und eine kleine Makrele, eine Dorade, und noch anderthalb andere Fische, die ich aber nicht bestimmen konnte... jedenfalls waren alle sehr lecker und alle sehr komplett – mit Kopf und Knochen. Mein Abendessen habe ich mir also hart erarbeitet.
Morgen ist dann schon Abschiednehmen von Faro angesagt. Schade eigentlich – hier hat's mir gut gefallen.

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