11. August 2016

Heute stand einer der Höhepunkte der Tour auf dem Programm, Iona, die 'heilige Insel Schottlands'. Nach dem Frühstück heute morgen sind wir aber zuerst wieder in Tobermory runter in den Ort gefahren, um nochmal ein paar Bilder zu machen. Besser als gestern war das Wetter allerdings nicht.
Schon kurz hinter dem Ortsausgang von Tobermory in Richtung Süden gab der Skoda laut. „Reifendruck“. So'n Mist, dachte ich. Kurz angehalten, die Reifen sahen alle normal aus, aber wir sind dann sicherheitshalber zurückgefahren zu MacKay's Garage, die mir gestern den neuen Reifen verkauft und montiert hatten. Die Männ in der Werkstatt lachten schon als sie mich kommen sahen. Ich habe dann erklärt, was anlag und sie haben mir sicherheitshalber auf allen Reifen den Druck überprüft und meinten dann, man müsste die Reifendruckanzeige manuell zurücksetzen. Hmmmm... das ist der Mist, wenn man mit nem Auto unterwegs ist, das man nicht kennt. Dafür habe ich aber noch nen netten Verzäll mit den Automechanikern gehalten, die meinten, dass so ein Dauerregen hier eher ungewöhnlich sei. Ein paar Schauern pro Tag wären eher normal. Und im Mai und Juni wäre es so trocken gewesen, dass die Distillerie in Tobermory den Betrieb für ne Weile einstellen musste.
Nachdem also der Skoda, der trotz des Reifenbrasels ein sehr schönes Auto ist, dass sich sehr gut fahren lässt, also für fahrtauglich erklärt wurde, ging's endlich in Richtung Süden, die Ostküste von Mull entlang. Von Salen bis Craignure war das auch wieder ne normale Landstraße und trotz des Regens haben wir immer wieder angehalten, um das Panorama, das sich grade – unter grauen Wolken, zwischen Regenschleiern und durch den Nebel – abzeichnete, zu bewundern. Bei schönem Wetter ist Mull bestimmt eine fantastisch schöne Insel.
In Craignure ist der Fährhafen für die Überfahrt nach Oban auf dem schottischen Festland. Da müssen wir auch morgen wieder hin. Heute sind wir aber erst mal weiter nach Iona gefahren, eine kleine Insel vor dem südwestlichen Zipfel von Mull. Von Craignure sind das noch mal rund 40 Meilen auf einer Single Track Road, und weil es auch hier an der Strecke, dem Wetter zum Trotz, einige gute Gründe zum Anhalten gab – Panorama, schottisch Hochlandrinder, Kegelrobben – haben wir bis zum Hafen in Fionnphort fast zwei Stunden gebraucht. Die will ich aber auch für die Rückfahrt nach Craignure morgen veranschlagen, denn lieber zu früh am Hafen, als in der Hochsaison einer Fähre hinterherwinken zu müssen.
In Fionnphort (hab grade mal nachgekuckt, die Aussprache ist FIN-ne-fort) haben wir ein gemütliches Mittagspicknick gemacht, zwar um Auto, um den Schauern und dem Nieselregen zu entgehen, aber dafür mit Blick über den Sound of Iona zur Insel und zur Abtei.
Und dann ging's auf's Schiff. Iona ist weitgehend autofrei. Nur die Bewohner kriegen dafür ne Genehmigung. Folglich parkt der Skoda jetzt am Fähranleger in Fionnphort und wir sind nur mit Übernachtungsgepäck rüber auf die kleine Insel. Die Fährfahrt dauert grade mal zehn Minuten mit dem Boot der hier allgegenwärtigen Fährgesellschaft CalMac (die liebevolle Abkürzung für den eigentlichen Firmennamen Caledonian MacBrayne), aber der Sound of Iona war ziemlich bewegt. Gut drüben angekommen fing's an zu regnen, aber wir haben trotzdem die 500m bis zum Hotel tapfer zu Fuß zurückgelegt.
Ein gemächliches Mittagspäuschen, samt Klamottentrocknen und dann haben wir uns auf den Weg zur Abtei gemacht. Von unserem Quartier waren das nur ein paar Schritte.
Die Abtei von Iona wurde 593 vom Heiligen Columba und seinen zwölf Gefährten gegründet und war der Ausgangspunkt der Christianisierung von Schottland. In den folgenden Jahrhunderten war die Abtei ein wichtiges Zentrum des Christentums in Westeuropa. Hier wurden die ersten 'keltischen' Kreuze konstruiert (die mit dem Ring), und hier entstand auch das berühmte Book of Kells, ein kostbares, aufwendig illustriertes Evangeliarmanuskript aus dem Ende des 8. Jahrhunderts, das heute in der Bibliothek des Trinity College in Dublin zu sehen ist.
Wie alle Abteien wurde auch Iona Abbey in den Wirren der Reformation auf den britischen Inseln zerstört, aber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut und restauriert. Die ökumenische Gemeinschaft „Iona Community“ hat heutzutage ihr Zentrum in der Abtei. Die Gebäude selbst werden von Historic Scotland, dem schottischen Denkmalschutz, gepflegt und verwaltet.
Eine sehr schöne Anlage, ne schöne Kirche (auch wenn mein Vater meint, es würde der Weihrauchgeruch fehlen... womit er meiner Meinung nach Recht hat), ein schönes Museum, ein interessanter Kreuzgang... das einzige, was fehlte war die Sonne. Aber da kann man leider nix dran machen. Das Iona Abbey das heutige Bild des Tages ist, brauche ich da eigentlich gar nicht zu erwähnen.
Heute abend gab's ein schönes Geburtstagsdinner für meinen Pap, das wir mit nem Glas Tobermory haben ausklingen lassen.
Morgen klingelt der Wecker ne dreiviertel Stunde früher als die vergangenen Tage, denn wir wollen schon um 8:50Uhr mit der Fähre wieder zurück nach Fionnphort. Morgen haben wir nämlich nen anspruchsvollen Fahrtag vor uns.

P.S. Der Koffer? Fragt nicht...

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