1. August 2016

Ich bin in New Orleans... die letzte Etappe meiner diesjährigen USA-Tour. Übermorgen geht es schon wieder nach Hause. Seltsam... irgendwie ist dieses Mal die Zeit total an mir vorbei gerast. Aus vielen Gründen...
New Orleans ist eine Stadt, zu der ich ein besonderes Verhältnis habe. Zu meinem Faible für den Flughafen von New Orleans habe ich ja schon vor ein paar Tagen was erzählt. Was die Stadt selbst angeht, da muss ich ein bisschen weiter ausholen. Von Hattiesburg aus gesehen ist New Orleans die nächstgelegene große Stadt. In knapp zwei Stunden ist man da. Für amerikanische Verhältnisse ist das nicht so weit und zu meiner Zeit bei USM war es gang und gäbe, dass Studenten mal am Freitagabend nach New Orleans fuhren um ein bisschen Party zu machen... und in der selben Nacht zurück fuhren. Ist halt Amerika, da sind zwei Stunden keine wirkliche Entfernung. Genau das hat allerdings dazu geführt, dass ich während meiner Zeit in Hattiesburg nie in New Orleans war. Zum Partymachen hatte ich damals weder Lust noch Zeit noch Nerven – es sollte ja schließlich ein Master-Abschluss her – und für ein langes Wochenende oder zur Spring Break lohnte sich New Orleans nicht. Da bin ich dann direkt weiter weg unterwegs gewesen. So kam es also, dass meine erste Begegnung mit New Orleans erst ein Jahr nach meinem Abschied von USM statt fand, nämlich als ich im Mai 1995 wieder mit meiner Mutter hier in der Gegend unterwegs war. Da haben wir hier ein bisschen Sightseeing gemacht, und sind nach nem Tag in New Orleans nach Hattiesburg weiter gefahren, wo ich dann meine Magister-Arbeit verteidigt habe und wo ein paar Tage später meine Graduation stattfand. Seitdem bin ich immer wieder mal in New Orleans gewesen, aber immer nur eher sporadisch, das heißt so als Tagestourist, mit nem Hotel in Flughafennähe oder am I-10 um am nächsten Morgen wieder zügig weiter reisen zu können. Dabei muss ich sagen, dass mir New Orleans bei jedem Besuch eigentlich gut gefallen hat. Im Gegensatz zu den meisten amerikanischen Großstädten gibt es hier eine ernstzunehmende Altstadt, das sogenannte French Quarter. Zentrum des French Quarter ist die Bourbon Street, New Orleans' Antwort auf die Reeperbahn und die sündigste Meile der bibeltreuen Südstaaten. Alles in allem aber sehr harmlos, wenn man mitteleuropäische Maßstäbe anlegt. Interessanterweise beschränkt sich dieses schon fast übertrieben Touristische wirklich auf die Bourbon Street. Schon eine Parallelstraße weiter liegen normale Wohnhäuser mit schmiedeeisernen Balkonen, dezente Restaurants und Geschäfte und Hotels. Und genau da habe ich mich dieses Jahr einquartiert, nur wenige Meter von der Bourbon Street entfernt, in nem Hotel im French Quarter. Zum Ausprobieren, wie das hier im Herzen von New Orleans ist, oder eigentlich eher Nu Awlins, wie die Südstaatler und die Einheimischen sagen.
Hmmmmm... jetzt hab ich noch gar nix vom Tag erzählt. New Orleans steht nämlich eigentlich erst morgen auf dem Programm. Mein Tag begann heute in Vicksburg mit einem frühen Auschecken aus der Econo Lodge. Sagen wir mal so: es gab keine Bettwanzen und ich hab durchgeschlafen... *lach... ansonsten kann man die letzte Nacht ruhig abhaken unter „Der Dollar-Kurs zwingt bisweilen zu Abstrichen, besonders, wenn man in New Orleans im Herzen der Altstadt wohnen will.“
Um kurz nach acht bin ich wieder in den Vicksburg National Military Park gefahren. Was soll ich sagen? Die Stimmung war total anders als gestern. Gestern war es heiß, der Himmel wurde bleigrau und es hat angefangen zu gewittern. Heute morgen der volle Kontrast. Strahlend blauer Himmel, entspannte Temperaturen, Tau liegt auf dem Gras und fängt sich in Spinnennetzen. Kaum ein Auto ist unterwegs, dafür gehen aber die Vicksburger im Park joggen oder spazieren und winken den Touristen auf der Tour-Straße freundlich zu. Soviel ist sicher: wenn ich das nächste Mal nach Vicksburg komme, dann plane ich dort zwei Nächte ein, so dass ich einen ganzen Tag Zeit habe. Den braucht man nämlich. Vor allem kommt man morgens, wenn noch nicht so viel los ist, mal zu ganz anderen Ansichten. Womit wir beim ersten Bild des Tages wären. Ein Azurbischof, der auf einem der Monumente im Park saß und sang... und sich von mir nur wenig beeindrucken ließ.
Das zweite Bild des Tages hatte ich dagegen schon gestern geplant. Die Brücken über den Mississippi in Vicksburg. Eine eher klassische Touristen-Ansicht. Der Mississippi bildet hier die Grenze zwischen den Bundesstaaten Mississippi und Louisiana. Die hintere Brücke trägt den Interstate 20 über den Fluss. Die vordere ist zur Zeit gesperrt und die Umleitung erfolgt über die neuere Brücke im Hintergrund.
Um kurz vor halb elf habe ich es geschafft, mich von Vicksburg loszureißen. Die Fahrt ging dann erst über den Highway 61 insgesamt 150 Meilen bis nach Baton Rouge, der Hauptstadt von Louisiana. Hier musste ich zum Glück nix Touristisches mehr unternehmen, denn ähnlich wie Jackson, Mississippi, stand Baton Rouge auch schon 2009 auf dem Programm. Entsprechend bin ich auch schon vorher nur an Natchez vorbeigefahren, einer der klassischen Vor-Bürgerkriegsstädte, die sich das typische Südstaatenflair erhalten haben. Ich war heute ein bisschen im Stress, was das Fahren anging. Eigentlich schade, denn die Strecke von Vicksburg nach Baton Rouge ist recht schön, und es gibt auch die eine oder andere Sehenswürdigkeit am Wegrand, wie zum Beispiel National Wildlife Refuges oder präkolumbianische Baudenkmäler (sog. Mounds).
Auf dem Weg von Baton Rouge nach New Orleans habe ich dann noch die letzte größere Shopping-Möglichkeit erfolgreich wahr genommen.
Spotten am Flughafen in New Orleans konnte ich mir heute sparen. Das lag sowohl am Licht als auch am Wind. Ich habe also den Nissan vollgetankt und ihn dann zurück an Alamo gegeben. Er hat seine Dienste getan, aber vermissen werde ich ihn nicht. Schon seltsam, wie einem manche Mietwagen ans Herz wachsen und andere nicht.
Vom Flughafen habe ich mich dann mit dem Taxi in die Stadt fahren lassen... nicht ohne kurz vor Erreichen der Autobahn festzustellen, dass mir was fehlte. Meine Sonnenbrille lag noch im Nissan. Was für'n Mist. Mein ukrainischer Taxi-Fahrer trug es allerdings mit Fassung und hat für das Umdrehen und noch mal zum Flughafen fahren ein dickes Trinkgeld kassiert. Hier in New Orleans gibt es nämlich ne Flatrate vom Flughafen in die Stadt, so dass das Taxameter Pause hatte.
Heute abend war ich dann noch schön essen, Cajun Food, und morgen werde ich mir die Stadt ansehen. Wobei ich nach der Lektüre des Lonely Planet wahrscheinlich über das French Quarter nicht hinauskommen werde. Hier gibt’s schon genug zu sehen und zu tun.

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