29. Juli 2016

Hattiesburg... vor 23 Jahren, um genau zu sein am 19. August 1993 bin ich hier in einer gewittrigen Nacht aufgeschlagen und hatte keine Ahnung, was die nächsten 10 Monate bringen würden. Sie haben tolle Erlebnisse gebracht, Freunde, mit denen ich immer noch in Kontakt bin, harte Arbeit, einen akademischen Titel, einen Beitrag zu meinem 1. Staatsexamen, viele Erinnerungen... und ein kleines Stück von meinem Herz ist hier hängen geblieben. Dabei ist Hattiesburg jetzt nicht unbedingt ne schöne oder spannende Stadt und die University of Southern Mississippi nicht vergleichbar mit Harvard oder Yale oder Stanford oder UCLA... Außerdem kann man ja vieles über die Südstaaten sagen, aber was sich in den letzten zwanzig Jahren hier nicht geändert hat, das ist die Freundlichkeit der Leute. Das war in Florida schon was anderes. Da war man zwar auch nicht unfreundlich, aber doch mir als dem Fremden gegenüber deutlich reservierter und gleichgültiger.
Heute bin ich also ein bisschen auf meinen eigenen Spuren gewandelt. Erste Station heute morgen war der Campus von USM. Es hat sich viel verändert hier. Zu meiner Zeit gab es weder nen Starbucks noch nen Barnes&Noble auf dem Universitätsgelände. Ich glaube, damals gab es sowieso noch überhaupt kein Starbucks außerhalb des Nordwestens der USA. Wenn man damals, Anfang der 1990er, in den USA irgendwo Kaffee bestellt, dann bekam man eine dünne, geschmacklose Plörre aus einer Glaskanne eingeschenkt, die vorher schon Stunden auf irgendeiner Warmhalteplatte gebrutzelt hatte... „free refills“, kostenloses Nachschütten, eingeschlossen. Da war noch nix mit Modekaffees.
Mein altes Studentenwohnheim aus dem zweiten Semester, Bolton Hall, wo die Graduate Students wohnten, steht immer noch, aber das Department of English ist in einen schicken Neubau gezogen. Wo früher die Mensa war, da ist jetzt ne Wiese und wo das Center for International Education war, wo wir Austauschstudenten betreut wurden, da ist jetzt ein Parkplatz. Im Zentrum des Campus befindet sich eine Fußgängerzone und manche Straßen, die für mich damals mit dem Fahrrad Hauptverbindungswege waren, sind inzwischen einfach nicht mehr da und zugebaut. Um diese Jahreszeit sind natürlich Semesterferien, so dass ich nur wenige Studis gesehen habe... Kinder, halt... *lach... und trotzdem... am Studieren habe ich die Lust immer noch nicht verloren und erinnere mich total gerne an diese Zeit. Klar, also, dass heute ein Bild vom Campus auch das Bild des Tages ist.
Natürlich habe ich im Shop der Uni auch ein paar Devotionalien erstanden, die demnächst meinen Frühstückstisch bzw. meinen Platz im Lehrerzimmer verschönern werden. Kaffeetassen sind echt ein super Mitbringsel.
Zur Mittagspause bin ich zur Turtle Creek Mall gefahren, die einzige Mall in Hattiesburg. Es gab Food-Court-Food und dann habe ich noch ein bisschen versucht zu shoppen. Aber richtig in Stimmung war ich nicht und habe letztendlich auch kein Geld ausgegeben. Anschließend habe ich mich bemüht, lokales Bier für den Export nach Deutschland zu kaufen. Es gibt nämlich seit ein paar Jahren eine Micro-Brauerei hier in Hattiesburg. Leider war ich nicht erfolgreich, trotz Versuchen in zwei Supermärkten und drei Liquor Stores. Aber ich habe ja noch nen Tag. Morgen werde ich mal nach Hattiesburg Downtown fahren und kucken, ob an der Brauerei selbst was verkauft wird.
Was es heute auch gab, das war ein richtiger „Southern Mississippi“-Wolkenbruch. Es hat geregnet, dass das Wasser in knöcheltiefen Bächen durch die Straßen schoss. Zum Glück saß ich grade im Auto. Ne Viertelstunde später war wieder alles vorbei, die Sonne schien als sei nichts gewesen und die Luft hatte wieder dieses... oh Mann, das ist echt schwer zu beschreiben... die Luft hatte dieses Südstaaten-Gefühl. Das hatte ich schon vorgestern, direkt bei meiner Ankunft in New Orleans. Du kommst aus dem klimatisierten Flughafen raus um die hundert Meter zum Mietwagencenter zu gehen und denkst, „Ja... das ist es. So fühlt sich der Süden an.“ Und das hatte ich in Florida, das ja offiziell auch zu den Südstaaten zählt, überhaupt nicht. Da war es heiß oder schwül oder beides. Aber die Luft hatte nicht – jetzt haltet Ihr mich bestimmt für bekloppt – diese typische „Süße“. Ich glaube, das kann man nicht wirklich erklären.
So gegen drei habe ich mir nen Modekaffee im Starbucks auf der Hardy Street, quasi der Hauptstraße von Hattiesburg, gegönnt und habe ein bisschen das Internet dort genutzt, denn ins Hotel wollte ich nicht fahren. Und dann bin ich ins Kino gegangen. Der aktuelle Star Trek-Film. Nein – ich werde hier weder spoilern, noch eine Filmkritik schreiben... *lach... wer mein Feedback – das, man muss es dazu sagen, das Feedback eines bekennenden Trekkies sein wird – haben möchte, der kann mich gerne per Email, Facebook oder Whatsapp kontaktieren... je nach Geschmack bevor oder nachdem er den Film selber gesehen hat.
Tja, womit ich mir morgen die Zeit vertreibe, das weiß ich noch nicht. Kann auch sein, dass das Logbuch morgen wieder nur als Kurzversion erscheint, denn ich bin morgen abend mit Leticia verabredet, und das kann a) spät werden, b) mit Alkoholkonsum verbunden sein, oder c) beides...  Aber ich denke mal, für ein Foto wird es reichen.

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