22. Juli 2016

Heute stand mal weniger Natur und mehr Kultur auf dem Programm. Ich bin in St. Augustine, der ältesten noch bewohnten Stadt Nordamerikas. Im Jahr 1565 errichteten die Spanier hier einen Handelsstützpunkt. Der erste Spanier, der den nordamerikanischen Kontinent erreichte, war übrigens Juan Ponce de León. Kolumbus ist ja – mal abgesehen davon, dass er auch ein Italiener war – „nur“ in die Karibik gesegelt. Hier in St. Augustine war ich bei meiner ersten Begegnung mit Florida schon mal, im Sommer 1999. Damals bin ich durch die nördliche Hälfte von Florida und dann die Atlantik-Küste rauf bis Norfolk getourt, eine Reise, die ich noch in sehr guter Erinnerung habe. Leider aber, wie so viele andere auch, fand diese Tour im vordigitalen Zeitalter statt.
St. Augustine ist ein echt hübsches Städtchen. Ziemlich touristisch zwar, aber trotzdem schön. Es gibt eine Fußgängerzone, viele Läden, alte und auf alt gemachte Häuser und Häuschen, eine katholische Basilika (ist ja immerhin hier ne ehemals spanische Niederlassung), und es gibt das Castillo de San Marcos, das als National Monument vom National Park Service verwaltet wird.
Das Castillo de San Marcos ist ein klassisches spanisches Kastell, wie ich sie auch schon an etlichen anderen Orten dies- und jenseits des Atlantiks gesehen habe. Es wurde in seiner über 400-jährigen Geschichte nicht nur von den Spaniern, sondern auch von den Briten und den Amerikanern genutzt. Für die Bewohner von St. Augustine war es ein ziemlicher Segen, als es endlich fertig war, denn bis dahin war die Stadt mehr oder weniger schutzlos den Angriffen von Piraten und Freibeutern ausgeliefert. Einer der Männer, der St. Augustine angegriffen hat, war übrigens Sir Francis Drake, der ja schon in mehreren meiner Reiselogbüchern vorgekommen ist.
Es ist zwar heute nur Freitag, aber St. Augustine ist nicht weit von Jacksonville, der größten Stadt von Florida, entfernt und die Amis haben noch Ferien. Entsprechend voll war es sowohl in der Stadt, als auch im Castillo, wo ich meine Besichtigungstour begann. An die Anlage konnte ich mich noch ziemlich gut erinnern von vor 17 Jahren. Heute waren etliche Leute in historischen Kostümen im Castillo unterwegs, sowohl Freiwillige als auch Mitarbeiter des National Park Service. Die hatten allerdings viel damit zu tun, mit Kindern für Kameras zu posieren, und so habe ich mir die Frage gespart, wie bequem die nachempfundenen spanischen Uniformen aus dem 17. Jahrhundert bei 34 Grad sind. Ist nämlich ganz schön heiß hier in Florida.
Irgendwie waren mir heute morgen aber dann doch zu viele Leute am und im Castillo und so bin ich nach ner halben Stunde von dort in die Stadt spaziert. In St. Augustine ist alles schön klein und überschaubar und von der Festung bis in die Fußgängerzone der Altstadt sind es nur ein paar Schritte. Dort bin ich gemütlich ein bisschen spazieren gegangen. Auf Museen hatte ich, nicht zuletzt wegen der Fülle von Menschen, die heute in St. Augustine unterwegs waren, nicht wirklich Lust. Dabei gibt es hier eine Fülle von Museen... zur Kolonialgeschichte, zum Thema Piraten usw. usw. Hab ich aber alles sein gelassen. Nur die Kathedrale, eine richtige Basilika, habe ich mir angekuckt. Da war die Klimaanlage aber so heftig an, dass man sich nicht mal für ein paar Minuten hätte hinsetzen können, ohne sich den Pips zu holen.
Zum Mittagessen bin ich, zum ersten Mal auf dieser Tour, einem Rat des Lonely Planet gefolgt und war bei O'Steens, einem kleinen Restaurant, das für sein Seafood, besonders die typischen St. Augustine Shrimps, bekannt ist. Dass der Laden nen guten Ruf hat, konnte man auch daran erkennen, dass vor der Tür Leute auf der Bank saßen und warteten, dass ein Tisch frei wurde. Als ich am Eingang aber sagte, dass ich allein sei, wurde mir sofort ein Platz an der Bar angeboten und den habe ich auch genommen. Ich hatte nämlich Hunger, denn das Hotelfrühstück war mal wieder ausgefallen. Sehr leckeres Essen gab's O'Steens. Ich hab natürlich die Shrimps bestellt.
Nach dem Mittagessen bin ich zum St. Augustine Lighthouse gefahren und die 219 Stufen auf den Leuchtturm geklettert. Für die Mühe wurde man heute oben mit einer schönen Brise und einem Blick auf St. Augustine, St. Augustine Beach und auf den sehr milde gestimmten Atlantik und das alles unter einem strahlend blauen Himmel belohnt. Deutlich länger als die meisten Leute, die nur mal rauf und oben einmal rundgegangen sind, habe ich mich auf dem Leuchtturm aufgehalten, und die Aussicht genossen.
Gegen halb vier bin ich noch mal zum Castillo zurück, denn die Eintrittskarte für Sehenswürdigkeiten unter der Aufsicht des National Park Service gelten in der Regel für mehrere Tage. Die Sonne war jetzt deutlich weiter gewandert und ließ das Castillo nochmal in anderem Licht erscheinen und ich habe mir noch mal eine gute Stunde Zeit genommen, um über die Wehranlagen zu spazieren und Fotos zu machen.
Klar, dass es heute als Bild des Tages auch einen Blick auf das Castillo de San Marcos gibt. Einziger Wermutstropfen am heutigen Tag: das Internet im Hotel ist verreckt, und die gute Dame hinter der Rezeption war leider (anders als ihre Kollegin gestern abend) nicht fähig, den Fehler zu beheben. Deshalb kommt das Logbuch mit Verspätung.

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