19. Juli 2016

Ich muss heute noch mal zwei Bilder präsentieren... Man kann sich sonst nicht wirklich vorstellen, wie das hier aussieht. Die Sumpflandschaften sind schon teilweise unbeschreiblich. „Schön“ ist jetzt vielleicht nicht das richtige Wort, aber auf jeden Fall eindrucksvoll. Heute morgen bin ich von Everglades City aufgebrochen und habe Abschied von den Everglades genommen. Die Strecke ging eine ganz Zeit lang auf dem Highway 29 nach Norden. Diese Landstraße trennt das auf der östlichen Seite gelegene Big Cypress National Preserve vom auf der westlichen Seite der Straße gelegenen Florida Panther National Wildlife Refuge. Obwohl das Tier hier in Florida „Panther“ genannt wird ist es weder schwarz noch ein Leopard. Vielmehr handelt es sich um die südöstliche Unterart des Pumas oder Berglöwen. Auf ihre 'Panther' sind die hier in Florida schwer stolz und entsprechend wird viel zu deren Schutz unternommen. So ist zum Beispiel der Highway 29 auf etlichen Meilen von drei bis vier Meter hohen Zäunen gesäumt, damit die Pumas nicht platt gefahren werden. Wobei jetzt so schrecklich viel Verkehr auf dieser Straße gar nicht ist. Aber sicher ist sicher.
Gut anderthalb Stunden habe ich von Everglades City bis zum ersten Programmpunkt des heutigen Tages gebraucht, dem Corkscrew Swamp Sanctuary. Das ist ein Natur- und Vogelschutzgebiet, das von der Audubon Society, einer großen Naturschutzorganisation hier in den USA, betrieben wird. Auf einem ca. 4km langen Boardwalk, der sich über die Sümpfe und durch die Zypressen-Wälder schlängelt, kann man Natur erleben, verschiedene Vegetationsformen kennen lernen, Vögel beobachten und mit Glück auch dem einen oder anderen Alligator oder einem Säugetier begegnen. Schon kurz vor Erreichen des Ziels hatte ich die ersten Erfolgserlebnisse, mit zwei Trupps wilder Truthähne und einigen Sandhügel-Kranichen, die am Straßenrand standen. Besonders die Truthähne haben mir Spaß gemacht, denn bisher habe ich zwar auf den meisten meiner USA-Touren welche gesehen, aber ich hatte noch nie die Gelegenheit, welche zu fotografieren. Dass die Puten es dann doch nicht zum Bild des Tages geschafft haben liegt allerdings daran, dass ich den Schnäppertyrann auf dem zweiten Bild des Tages dann noch spannender fand. Der ist mir auf dem Boardwalk im Zypressen-Sumpf von Corkscrew begegnet, und auch wenn er auf den ersten Blick nicht soviel herzumachen scheint, so ist das Bild doch für mich was Besonderes. Wie alle Fliegenschnäpperverwandten können nämlich auch die Tyrannen schlecht still sitzen, und darüber hinaus war's auch noch recht dämmerig da im Unterholz. Der Schnäppertyrann lebt nämlich bevorzugt in baumbestandenen Gegenden, und dort auch noch eher in den oberen Regionen.
Wenn ich übrigens hier immer wieder von Zypressen rede, dann soll man sich darunter keine Allee-Bäume aus der Toskana vorstellen, sondern Sumpfzypressen, eine spezielle Baumart, die von den südlichen USA bis nach Guatemala hin vorkommt. Wie man auf dem ersten Bild sehen kann, macht es denen nix aus, wenn die mit den Füßen im Wasser stehen. Allerdings ist das ja nur während der Regenzeit so. In der Trockenzeit ist das meiste Wasser weg.
Außer dem Schnäppertyrann gab es im Corkscrew Swamp Sanctuary für mich heute noch verschiedene Laubsängerarten, zwei Sorten Spechte, Meisen, Carolina Wrens, Kardinäle und einen Limpkin. Zu letzterem Vogel hoffe ich bei Gelegenheit noch was erzählen zu können, wenn ich einen auf der Speicherkarte habe. Oh... und ein Eichhörnchen und zwei Alligatoren.
Nach der Birdwatching-Episode im Corkscrew Swamp Sanctuary, ging's auf der Autobahn, dem I-75, nach Norden. Zwei Zwischenstopps, mit der Absicht etwas von meiner Einkaufsliste abzuarbeiten, waren leider nur von bescheidenem Erfolg gekrönt. Irgendwie werden keine guten Tshirts mehr hergestellt. Das ist sehr oft nur dünner Fluddelskram, und dann auch noch häufig nicht mal aus reiner Baumwolle. Ich glaube allerdings, dass ich auch selber inzwischen ein Teil des Problems bin. Wenn man sehr genau weiß, was man haben will, dann geht natürlich die Flexibilität verloren. Ich habe zwar heute die Blicke schon recht weit auch abseits meiner bevorzugten Läden schweifen lassen, aber fündig geworden bin ich leider nicht.
Mein Nachtquartier ist heute in Wesley Chapel, einer der nördlichen Vororte von Tampa. Eigentlich wollte ich hier noch am Flughafen ein bisschen Spotten, aber das Wetter und meine Einkaufsbemühungen haben da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ist nicht so schlimm. Morgen werde ich in verschiedenen State Parks hier in West-Florida wieder mein Ornithologen-Glück versuchen. Ihr merkt schon: die Schwerpunkte dieser Tour sind eindeutig ;-)

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