4. Oktober 2015

Es war windig und frisch heute morgen, als ich hier in Segovia zur Stadterkundung aufbrach. Von wegen Kurze-Hosen-Wetter. Da Sonntagmorgen war, war noch ziemlich tote Hose in der Altstadt, aber dafür war in der Kathedrale der Eintritt frei. Hat halt alles Vor- und Nachteile. Die Kathedrale von Segovia ist die jüngste gotische Kathedrale in Spanien. Baubeginn war im Jahr 1525 auf Anordnung von Karl I. (V.), zu einer Zeit, als auch schon die ersten Renaissance-Kirchen entstanden. Trotzdem eine recht schicke Kirche, vor allem die fein gearbeiteten Gewölbe über dem Haupt- und den Seitenschiffen. Das Innere wirkt allerdings etwas abweisend, denn alles ist vergittert, der Hochaltar, der die ganze Kirche umlaufende Kapellenkranz, das geschnitzte Chorgestühl. Die kastilische Gotik mag hier in Segovia mit am feinsten und besten entwickelt sein, aber ich kenne andere, die mir besser gefallen.
Von der Kathedrale aus bin ich einfach etwas durch die Stadt spaziert. Die Altstadt von Segovia, oder besser gesagt der älteste Teil der Altstadt, liegt auf einem Hügel, der an allen Seiten steil abfällt und den Ort schon für die Keltiberer im ersten Jahrtausend vor Christus für eine Siedlung interessant machte. Die Stadt kam später unter römische Herrschaft und die Römer haben für die Haupttouristenattraktion der Stadt gesorgt, den Aquädukt, den man auch im Bild des Tages sieht.
Jetzt ist man ja als Bewohner von Nordeifel und Rheinland ein bisschen verwöhnt, was römische Wasserleitungen angeht. Hier in Segovia haben die Römer grade mal 17km an Leitung legen müssen, um die Wasserversorgung der Stadt sicherzustellen. Allerdings ist der Aquädukt, der mitten durch die Stadt läuft, ein echter Hammer. Der Blick auf dem Bild geht von einem der Aussichtspunkte auf dem oben erwähnten Altstadthügel in Richtung Südosten, und man erkennt auch die Berge, wo das Wasser herkam. Der Aquädukt wurde im Mittelalter mehrmals geflickt und war bis 1974 noch in Betrieb. Wie so vieles in der frühen Geschichte von Segovia, so ist auch die Bauzeit des Aquädukts umstritten. Er entstand an der Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert nach Christus, wohl unter den Kaisern Domitian oder Trajan. An der höchsten Stelle ist der Aquädukt 28m hoch und die höchsten Pfeiler im Zentrum erreichen bis zu 18m. Also man kann sagen was man will, die Römer konnten schon bauen (...auch wenn ich sonst nicht so sehr viel von ihren Beiträgen zur Kultur Europas halte. Sie waren halt ein Volk von Bauern.)
Nach der Besichtigung des Aquädukts bin ich weiter durch das Gassengewirr von Segovia spaziert und gegen viertel vor eins zum Mittagessen eingekehrt. Es gab ein Menü mit für Segovia typischen Spezialitäten: judiones de la granja (eine Suppe mit dicken weißen Bohnen und Schweinefleischstücken) und cochinillo asado (im Holzofen gebratenes Ferkel). Hmmmm... es hat geschmeckt, es war interessant, aber vom Hocker gehauen hat es mich nicht wirklich. Spannend war vor allem die Zerlegung von dem Viertel Ferkel, das mir serviert wurde. Mit Geflügel ist man ja vertraut und gegebenenfalls noch mit Kaninchen, aber bei nem Schwein ist das nicht ganz so einfach... wie dem auch sei, ich bin satt geworden.
Nach dem Mittagessen habe ich den Stadtspaziergang noch für ein Stündchen fortgesetzt und bin dann für eine kleine Siesta wieder ins Hotel. Irgendwie muss ich allerdings noch den Freitag in den Knochen gehabt haben, denn als ich wieder wach wurde war es schon viertel nach sechs... *lach... So schlimm war das jetzt allerdings auch nicht, denn das, was ich von Segovia sehen wollte, hatte ich gesehen und in Anbetracht des trüben Wetters und der steifen Brise war irgendwo auf der Plaza oder der Stadtmauer sitzen und Sonne und Aussicht genießen auch keine Alternative.
Morgen geht es weiter nach Ávila, allerdings nicht auf direktem Weg, sondern mit ein paar Schlenkern über Land. Leider ist Montag, und da sind hier die Museen und die meisten Kirchen zu. Mal kucken was mich morgen erwartet.

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