26. Juli 2015

The Holy Island of Lindisfarne, Wiege des Christentums im Norden von Britannien, erstes Opfer der Wikinger am Ende des 8. Jahrhunderts, und heute ein echt schönes Fleckchen Erde und super geeignet zum Entspannen. Vor allem, wenn grade Flut ist und niemand rüber kommt.
Heute morgen sind wir nach dem Frühstück erst mal nach nebenan gegangen und haben uns die Ruinen von Lindisfarne Priory angekuckt. Auch wenn das Kloster bei weitem nicht so groß war wie Fountains Abbey, und die Anlage dementsprechend bescheidener ausfällt, ist sie doch sehr sehenswert. Das muss mal eine sehr schöne romanische Kirche gewesen sein. Die Sonne lachte heute morgen aus blauem Himmel und so haben wir einiges an Zeit zwischen den alten Steinen verbracht.
Danach sind wir spazieren gegangen. Was als ein kleiner Ausflug rauf auf den Hügel, der das Kloster von der Lindisfarne-Bucht trennt, begann, wurde im Endeffekt ein sehr ausgedehnter Spaziergang über die Insel.
Heute morgen war hier auf Holy Island noch gar nichts los. Ein Blick auf die Gezeitentabelle erklärte warum. Die allerletzte Chance zur Überfahrt war heute morgen um 9:20 Uhr gewesen. Für nen Sonntag ist das den meisten Leuten dann doch was früh, und so war es den Vormittag über ruhig und verschlafen-gemütlich auf der Insel. Nur Einheimische und Übernachtungsgäste wie wir und ein paar frühaufgestandene Tagestouristen, aber noch keine Tour-Busse.
Oben auf dem Hügel, der das Südufer von Lindisfarne bildet, haben wir in der Sonne auf der Bank gesessen und auf die Bucht gekuckt... und Kegelrobben beobachtet. Nach meinen Erlebnissen auf den Orkneys und Shetlands war das für mich zwar nichts so Besonderes mehr, weil ich dort mit den Kegelrobben praktisch Nase an Nase war, aber für meine Eltern war es schon sehr spannend. Kegelrobben kriegt man ja nicht alle Tage zu Gesicht und in Deutschland erst recht nicht.
Schön gemütlich im Tempo meiner beiden Mitreisenden ging es dann runter zum Hafen von Lindisfarne, wobei man es eigentlich kaum Hafen nennen kann. Eine kleine Mole und eine flache Bucht, in der die Fischer- und Segelboote dümpeln. Hier haben wir das nächste Päuschen gemacht und beobachtet, wie sich die Möwen um die Fischreste zankten, die von einem der Fischerboote ins Wasser geworfen wurden. Da war ganz schön was los.
An der Bucht entlang sind wir dann weiter in Richtung Lindisfarne Castle spaziert. Die Festung war 1550 auf einem Felsen an der Einfahrt zum Hafen von Lindisfarne errichtet worden, zum Schutz der Insel vor schottischen Überfällen und in den Englisch-Niederländischen Seekriegen. Ende des 19. Jahrhunderts war die Festung eine Ruine, bis dann ein englischer Industrieller die Burg kaufte und in ein Feriendomizil im spätviktorianischen Stil umwandeln ließ. Die Inneneinrichtung hat nicht mehr viel mit einer Wehranlage zu tun. Dafür würde sie sich allerdings fantastisch für eine Verfilmung von Agatha Christies „Zehn kleine Negerlein“ eignen.
Meine Eltern haben auf die Burgbesteigung und -erkundung verzichtet und stattdessen schön auf der Bank im Windschatten gesessen und den Blick auf die Bucht von Lindisfarne genossen. Auf dem Rückweg habe ich die beiden dann wieder eingesammelt und wir sind durch den Ort zurück zu unserem Hotel spaziert. Dort gab's Tee und Scones als späten Mittagsimbiss und dann haben wir uns nen ruhigen Nachmittag gemacht.
Gegen halb fünf bin ich noch mal zur Lindisfarne Priory gegangen, weil ich ein paar Fotos im Nachmittagslicht machen wollte. Leider hat die Sonne nicht mehr so wirklich mitgespielt. Ein paar Minuten war sie noch milchig-blass und dann zog es sich zu. Zum Abendessen hat's schon kräftig geregnet. Insgesamt hatten wir aber heute richtiges Glück mit dem Wetter.
Beim Foto des Tags konnte ich mich heute (mal wieder) nicht so wirklich entscheiden. Das erste ist der Blick von Lindisfarne Castle über die Bucht und das Dorf. Man erkennt ganz links die Ruine von Lindisfarne Priory. Das große weiße Haus rechts daneben ist übrigens unser Hotel. Ganz in der Ferne, vor dem Getreidefeld am Ufer der Bucht mit dem großen Baum drin, sieht man Autos als winzige Punkte über den Damm zur Insel fahren. Das zweite Bild ist eine kleine Architektur-Studie aus Lindisfarne Priory.
Morgen ist recht frühes Aufstehen angesagt. Frühstück ist schon um acht, denn ich möchte schon um neun hier los. Ein Grund ist, dass spätestens um 10:20h wieder die Flut über dem Damm steht und wir dann bis morgen nachmittag hier festsitzen würden. Außerdem haben wir morgen einiges zu fahren. Wir müssen zurück bis kurz vor Newcastle. Das soll aber zügig per Autobahn gehen. Und dann kommt der Programmpunkt, der für mich der Hauptgrund für diese Nordengland-Tour ist: der Hadrianswall. Morgen sind wir also auf den Spuren der Römer unterwegs.


Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag