24. Juli 2015

Newcastle und Umgebung standen heute auf dem Programm, und ich kann direkt sagen, dass ich, wenn auch in abgeschwächter Form, hier mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert war wie gestern in Durham. Manches hier kann man einfach nicht verstehen. Die Verkehrsführung und Beschilderung zum Beispiel. Oder, und das fand ich echt nen Hammer, folgende Episode: Newcastle liegt ja am River Tyne und ist eine Stadt der Brücken. Damit wird sogar geworben, und damit, dass man unbedingt ne Bootsfahrt auf dem Fluss machen soll. Das hatte ich im Lonely Planet, aber auch an anderen Stellen gelesen. Also wollte ich heute mit meinen Eltern auf dem Tyne cruisen. Schwere Fehlkalkulation. Heute fuhren keine Tour-Boote. Die fahren nur ein über den anderen Tag und am Wochenende. Freitags nicht. Und es gibt auch nur die eine Firma, die Bootsfahrten auf dem Tyne anbietet. Hmmmmm... verstehen muss man's nicht.
Gelangweilt haben wir uns aber trotzdem nicht. Im Gegenteil, der Tag war randvoll.
Zuerst sind wir nach dem Frühstück nach Jarrow am südlichen Tyne-Ufer gefahren. Dort liegt die Ruine des St. Paul's Monastery, das im 7. Jahrhundert gegründet wurde und in der angelsächsischen Zeit eines der wichtigsten Zentren für Wissenschaft und Bildung in Großbritannien war. Der berühmteste Mönch dort war der 'ehrwürdige' Beda, der in jedem anständigen Buch über die Geschichte Englands vorkommt. Vom Kloster aus dem 8. Jahrhundert ist nur noch der Grundriss und ein Teil der heutigen Kirche übrig. Die Mauern, die man noch sieht, sind aus der normannischen Zeit. Alles in allem kein Vergleich mit dem Ruinenerlebnis von gestern, aber trotzdem irgendwie eindrucksvoll und nen Besuch wert.
Nach der Besichtigung der Kirche und der Ruinen meinte mein Vater, wir sollten doch mal ein bisschen weiterfahren, und kucken, ob es nicht was vom Hafen am Südufer des Tyne zu sehen gäbe. Wir sind dann einfach weiter Richtung Osten gefahren und so in South Shields gelandet. Das ist die Kleinstadt am Südufer der Mündung des River Tyne. Naja, man verlässt den Großraum Newcastle nicht wirklich und kann sogar mit der Newcastler Metro dort hin fahren, aber in South Shields ist es deutlich kleinstädtisch. Ich bin gefahren bis es irgendwann nicht mehr weiterging und dann waren wir oben auf dem Hügel über dem Meer, mit Blick auf die Mündung des Tyne und das Nordufer samt dem Tynemouth Castle und der Klosterruine von Tynemouth Priory. Da oben haben wir ein bisschen auf der Bank gesessen und den Blick auf die fast spiegelglatte Nordsee und die Flussmündung genossen. Diese Aussicht ist auch das heutige Foto des Tages.
Wir haben anschließend kurz beratschlagt, wie wir den weiteren Tag gestalten wollten und haben uns entschieden, in South Shields zu Mittag zu essen. In der Fußgängerzone des Städtchens gibt’s etliche Pubs und wir sind im „Ship and Royal“ zu leckerem Pub Food eingekehrt.
Von South Shields sind wir zurück ins Zentrum von Newcastle gefahren, und haben uns in der Laing Art Gallery ein bisschen mit Gemälden, vor allem von Künstlern aus dem Norden Englands oder sogar direkt aus Newcastle, beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt kam ich mit dem Verkehr in Newcastle schon ganz gut klar, aber ähnlich wie in Durham ist Verkehrsführung oder Beschildern nicht die starke Seite der Leute hier.
Die Bewohner von Newcastle werden übrigens „Geordie“ genannt, und so heißt auch der Dialekt hier. Ich hatte bisher wenig Verständigungsschwierigkeiten, aber ich denke, das lag vor allem daran, dass ich keinem richtigen Hardcore-Geordie begegnet bin.
Nächster Programmpunkt war die römisch-katholische St.Mary's-Kathedrale von Newcastle. Die ist zwar nicht alt - von 1844 – aber der Architekt dieser neugotischen Kirche war einer der bedeutendsten viktorianischen Kirchenarchitekten und hat auch am Bau der Houses of Parliament in London mit gearbeitet. Nach ner Kanne Tee, bzw. ner Tasse Kakao im Kirchencafé haben wir uns zum Abschluss des Tages noch die anglikanische St.Nicholas-Kathedrale angekuckt. Auch ein sehr spannendes Bauwerk in dem es viel zu sehen gibt. Interessanterweise hatten wir bei beiden Kirchen super Glück mit dem Parkplatz. In beiden Fällen gab's ne Parklücke mehr oder weniger direkt vor der Tür, so dass ich mir die Kurverei in diversen Parkhäusern sparen konnte.
Morgen geht’s schon wieder weiter. Auch im Falle von Newcastle muss ich sagen „Schade“. Mir gefällt es hier ziemlich gut. Die Stadt hat eine recht entspannte Atmosphäre und einen schönen kompakten Stadtkern mit viel alter, sprich: viktorianischer Bausubstanz. Hier könnte man schon mal ein langes Wochenende verbringen. Für drei Tage gibt es in Newcastle genug zu tun... und man kann dann sogar Böötchen fahren.
Ab morgen sind wir den Rest der Reise auf dem platten Land unterwegs. Mit größeren Städten kommen wir bis Mittwoch nicht mehr in Kontakt.

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