15. Juli 2015

Mein Shetland-Urlaub neigt sich rasant dem Ende zu. Ich unterbreche grade das Packen, um das Logbuch zu schreiben.
Irgendwie habe ich das Ende gar nicht richtig kommen sehen... *lach... das liegt vielleicht daran, dass ich keine Rundreise mache sondern nen festen Standort habe. Bei einer Rundreise sieht man ja irgendwann den Ausgangspunkt wieder näher kommen, aber das fehlt ja bei meiner Orkney- und Shetland-Tour.
Heute hatten wir hier Kaiserwetter, das erste Mal seit ich auf den Shetland-Inseln bin. Entsprechend war dann die Überfahrt nach Mousa (gesprochen: MUU-sa) ein Kinderspiel. Das Meer war glatt wie ein Teller. Um zehn Uhr legte das Boot ab, die Fahrt dauerte rund zehn Minuten und um eins sollte es wieder zurückgehen. Also knapp drei Stunden, um die Insel zu erkunden. Das war, wie sich im Laufe des Vormittags herausstellte, reichlich bemessen.
Mousa ist zu großen Teilen ein Vogelschutzgebiet. Es gibt einen Rundwanderweg von ich würde sagen zweieinhalb Kilometern, der an Klippen, Buchten und einem kleinen Loch vorbeiführt. Ornithologisch ergab sich nix außergewöhnliches. Die Insel ist zwar für ihre große Kolonie von Sturmschwalben, kleinen Verwandten der Eissturmvögel, bekannt, aber die sind nur in der Dämmerung unterwegs und sind tagsüber entweder draußen auf dem Meer bei der Nahrungssuche oder sitzen in Höhlen, Ritzen und Felsspalten auf dem Nest, gut verborgen vor den Augen der Skuas... und leider auch der Touristen.
Die Hauptattraktion auf Mousa – neben den Sturmschwalben – ist aber der Mousa Broch. Ich habe ja jetzt schon mehrfach was über Brochs erzählt. Die meisten dieser eisenzeitlichen Wehrtürme sind nur noch Geröllhaufen oder ein paar niedrige, mit Gras bewachsenen Mauerreste. Nicht so in Mousa. Der Broch hier, der als der besterhaltene der insgesamt 570 Brochs in Schottland gilt, steht noch fast komplett und ist 13m hoch. Nicht schlecht. Mann kann in den Broch reingehen und sogar innen drin die Treppe bis oben auf den Rundgang hochsteigen – mit entsprechend schönem Blick auf Mousa und Mainland Shetland.
Um eins ging's zurück nach Mainland, und da ich schon mal so weit im Süden war, und das Wetter so fantastisch war, habe ich beschlossen, auch noch zum Jarlshof zu fahren. Das war ja eigentlich für morgen geplant, aber wer weiß, wie dann das Wetter wieder ist. Vorher gab's noch mehr Vogelbeobachtung am Pool of Virkie, einer kleinen Bucht nördlich des Flughafens. Da kam dann doch überraschenderweise noch eine neue Vogelart auf meine Liste - nicht nur für diese Reise, sondern insgesamt. Der Pfuhlschnepfe bin ich nämlich bisher noch nicht begegnet. Damit bin ich für diese Reise bei insgesamt 67 bestimmten Vogelarten angekommen. Nicht schlecht für Nordeuropa.
Zur Mittagspause habe ich ein Stündchen gespottet, und dann ging's zum Jarlshof.
Ich muss sagen, eine sehr beeindruckende Ausgrabungsstätte, auch wenn sie sich optisch nicht sehr von den anderen, die ich besucht habe unterscheidet. Okay, mittendrin steht die Ruine eines kleinen Renaissance-Palastes aus dem frühen 17. Jahrhundert, das ist schon ungewöhnlich. Über dreitausend Jahre wurde dieser Platz kontinuierlich bewohnt. Man hat Gebäudereste aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, von den Wikingern  und aus dem Mittelalter gefunden. Und natürlich den Renaissance-Palast. In gewisser Weise ist diese Gegend ja immer noch bewohnt. Nur ein paar Meter neben der Ausgrabung befindet sich das in einem alten Herrenhaus eingerichtete Sumburgh-Hotel. Wenn man das dazurechnet, dann wohnen an dieser Stelle sogar seit viertausend Jahren Menschen, und tun das auch immer noch.
Da ich heute Abend ja packen muss, habe ich das Abendessen hier im Quartier eingenommen. Zu meinem Guesthouse gehört auch ein thailändisches Restaurant. Sehr leckeres grünes Curry gab's heute.
Hmmmmmm... morgen geht es also zurück in die Zivilisation. Da wo es nachts richtig dunkel wird... *lach... die lange Dämmerung bringt hier abends immer mein Zeitempfinden total durcheinander. Die nächsten beiden Nächte bin ich in Glasgow. Da bin ich mal sehr gespannt, was die Stadt zu bieten hat.
Als Bild des Tages gibt es heute einen Blick auf Mousa, genaugenommen auf das südliche Ende der Insel, von der Hauptstraße A970 aus gesehen, dem verkehrstechnischen Rückgrat von Shetland Mainland. Links im Bild sieht man den Broch. Das Schiff ist die Viking Neptun, ein Versorgungsschiff für Bohrinseln.

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