11. Juli 2015

Der Tag begann heute so, wie der Tag gestern aufgehört hatte. Nebel und Regen. Zum Glück ist hier am Samstag das Frühstück was später, so dass ich den Tag stressfrei und ganz entspannt beginnen konnte. Allerdings habe ich – nicht zuletzt beeinflusst durch das Wetter – mein Programm geändert. Statt vier bleibe ich nur drei Nächte hier auf Unst und fahre morgen schon zurück nach Shetland Mainland. Zum Glück war das quartier- und fährtechnisch kein Problem. Den zusätzlichen Tag brauche ich hier nämlich nicht mehr. Der war ja zum Aussitzen von schlechtem Wetter geplant, aber ich hatte gestern ja schon gutes Wetter und konnte nach Hermaness. Und sooooo viel gibt es hier in Unst sonst auch nicht zu sehen, wie Ihr im Laufe dieses Logbucheintrags noch sehen werdet.
In Regen und Nebel bin ich heute zuerst in den Süden von Unst gefahren. Anfänglich hat man so gut wie nichts von der Insel gesehen aber später hob sich der Nebel und übrig blieben tiefhängende Wolken, Regen und diesige Sicht. Mit Sightseeing war da nicht viel, wobei ich doch nen Stopp am Muness Castle gemacht habe. Das ist eine Schlossruine aus dem 16. Jahrhundert und schon ganz schön anzusehen. Zwar kein Vergleich mit den Castles auf den Orkneys oder gar dem britischen Festland, aber das will es auch gar nicht sein. Man fragt sich da schon, warum jemand – in diesem Fall Laurence Bruce, Halbbruder von Robert Stewart, dem damaligen Grafen von Orkney – das Verlangen hatte, hier so nen Kasten hinzusetzen, wo es sonst nur Schafe und Moor gibt.
Abgesehen von dieser kurzen Sightseeing-Episode habe ich den größeren Teil des Vormittags mit Pirschfahrten im Safari-Stil verbracht. Klingt jetzt vielleicht komisch, aber war wirklich so. In gesetztem Tempo über die hier kaum belebten Sträßchen, da kann einem schon der ein oder andere Vogel begegnen. Ich hatte auch wirklich Glück und habe den einen Vogel, der mir noch auf meiner Liste fehlte und den ich auf den Shetlands unbedingt sehen wollte, vor's Fernglas gekriegt: den Goldregenpfeifer. Leider war der Kamerad was weit weg für gute Fotos. Aber es gibt aussagekräftige, d.h. bestimmbare Beweisbilder... *lach...
Für die Mittagspause bin ich nach Haroldswick gefahren und habe mir im dortigen Tea Room einen Cream Tea gegönnt. Nen großen Pott Tee, zwei Scones, Clotted Cream und Erdbeermarmelade für fünf Pfund. Da kann man nicht meckern, und sowohl Tee als auch Scones waren super. Ich hatte sogar die gedeckte Teetafel als Bild des Tages auf der Rechnung, wenn sich nichts anderes mehr ergeben hätte.
Nach der Mittagspause habe ich meine Pirschfahrten im Norden von Unst fortgesetzt.Zu den auf meiner Shetland-Liste schon vorhandenen Arten sind noch Sterntaucher, Mittelsäger, Graureiher und Sumpfohreule dazugekommen. Eine sehr erfolgreiche Vogelpirsch also.
Heute nachmittag hatten wir dann ne Hitzewelle. Zumindest für shetländische Verhältnisse. Das Thermometer in meinem Hyundai zeigte volle 15 Grad an. Wow. Hier ist das Fenster-runter-und-Ellenbogen-raus-Wetter. Dazu kam dann auch noch strichweise das Sönnchen raus. Trotzdem ist es gut, wenn es morgen wieder nach Mainland zurückgeht. So habe ich dort noch nen Tag mehr Zeit und da gibt es noch einiges zu sehen.
Als Foto des Tages zeige ich Euch heute das, was wahrscheinlich den meisten Leuten als erstes einfällt, wenn sie „Shetland“ hören, nämlich Ponies. Leider sieht man hier gar nicht an jeder Ecke Shetland-Ponies, wie sich mancher das vielleicht vorstellt. Unst ist übrigens bekannt für seine Shetties, die immer wieder mal Preise gewinnen. Ob der Trupp Kleinpferde, den ich an der Straße zwischen Haroldswick und Baltasound getroffen habe auch preisgekrönt ist, das wage ich zu bezweifeln. Dafür hatten die entweder zuviele Fransen in den Ohren, oder die Hufe nicht schön oder oder... Aber immerhin kamen sie neugierig zum Zaun als ich ausstieg, ließen sich fotografieren und die Nasen kraulen. Das Fotografieren ging allerdings nicht ganz ohne zeitlichen Aufwand. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich ein richtiges Gruppenfoto hatte.
Jaaaa... also das ist heute mein letzter Abend auf Unst. Ich kenne inzwischen hier so gut wie jede Straße... *lach... Es ist wirklich Zeit, wieder aufzubrechen. Lerwick ist dann ab morgen auch schon meine vorletzte Station für diese Reise und die letzte auf den Inseln. Das geht mal wieder alles sehr sehr schnell.

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