16. Juli 2014

Es gibt ja so Tage, da läuft einfach alles richtig. Einen Teil davon hat man selber beeinflusst, und dann kommt auch noch ein Quäntchen Glück dazu und alles stimmt. Heute war für mich so ein Tag. Ich war auf einem Day Hike, sozusagen einer Tagestour hinein in den Grand Canyon (auch wenn es im Endeffekt nicht wirklich den ganzen Tag gedauert hat).
Ich hatte im Vorfeld viel gelesen, vor allem die Warnhinweise des National Park Service (NPS), worauf man alles achten soll, wenn man unterhalb des Canyon-Randes unterwegs ist. Zum Beispiel, dass man auf keinen Fall versuchen soll, an einem Tag vom Rand bis zum Colorado River und zurück zu wandern. Besonders nicht im Sommer.
Für mein erstes Hiking-Erlebnis im Grand Canyon hatte ich mir den South Kaibab Trail ausgesucht. Im Gegensatz zum Bright Angel Trail, der nur ein paar Schritte von meinem Quartier beginnt und innerhalb eines Seiten-Canyons verläuft, führt der South Kaibab Trail über einen Grat, so dass man im Prinzip die ganze Zeit das Panorama des Grand Canyons rund um sich hat.
Für den Sommer wird dringend geraten, frühzeitig aufzubrechen, und so ging mein Wecker schon um sechs heute morgen. Da war ich dann erst mal grumpy und habe die Welt im allgemeinen und meine Urlaubsplanung im besonderen verflucht. Früh aufstehen ist halt nicht meins, aber was tut man nicht alles im Namen von Bildung und Naturerlebnis.
Um nicht heute morgen noch packen zu müssen hatte ich meinen Rucksack schon gestern abend parat gemacht. Müsli-Riegel, Nüsse, Cracker, Chips -  salzige Snacks werden dringend empfohlen – sowie eine 0,7l- und zwei 1,5l-Wasserflaschen. Auch hier habe ich mich brav an die Empfehlungen des NPS sowie des Trail Guides, den ich gekauft hatte, gehalten. Das war jetzt natürlich einiges zu schleppen und die Frage „Fernglas oder Spiegelreflex?“ habe ich Gottseidank zu Gunsten der Spiegelreflex-Kamera beantwortet.
Vom Visitor Center ging es um kurz nach sieben per Shuttlebus zum Einstieg in den Trail. Aufbruch war um viertel nach sieben, und laut Broschüre sollte man für den gesamten Hike (hin und zurück) sechs bis neun Stunden einplanen. Ich hab's dann auch schön gemütlich angehen lassen und mir wirklich Zeit genommen. Grade auf dem Weg in den Grand Canyon rein, wo es bergab geht, hat man ja die Gelegenheit, das Panorama auf sich wirken zu lassen. Und das haut einen echt aus den Socken, je tiefer man in den Canyon reinkommt. Der erste von den drei Streckenpunkten des South Kaibab Trails, die man realistisch in einer Tageswanderung erreichen kann, ist der „Ooh-Aah-Point“, ca. 180m unterhalb des Canyon-Randes. Den Namen hat er nicht von ungefähr, denn hier löst sich der Trail von der Canyon-Wand und verläuft danach eine ganze Weile über den Rücken eines Grates. Nichts für Leute mit Höhenproblemen.
Zu dieser frühen Uhrzeit waren noch nicht viele Leute auf dem Trail unterwegs, und so hatte ich echt alle Ruhe, mir die Landschaft anzukucken. Wieder einmal kommt kein Bild auch nur ansatzweise dem wirklichen Eindruck nahe, den man hier hat.
Auf dem Weg nach unten wurde ich unter anderem auch von einem Maultier-Zug überholt. Die drei Reiter und vier Packtiere sollten mir im Laufe des Tages noch ein paar Mal begegnen, denn die waren unterwegs um an einer Stelle weiter unten, den Trail auszubessern.
Der zweite Streckenpunkt, zu dem man kommt, ist der Cedar Point. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon 2,4km Strecke und 347m Abstieg hinter mir, und es war Zeit für eine längere Pause. Und die war alles andere als langweilig, denn auf einem Felsvorsprung in der Nähe hockte ein Jung-Kondor, und vier weitere Kondore kreisten hier über dem Canyon. Wie es mir ja öfter so geht, wenn ich ein vermeintlich tolles Tierfoto im Reiselogbuch präsentiert habe, folgen wenig später noch viel bessere Aufnahmen. Heute gibt es aber als Bild des Tages keinen Kondor mehr zu sehen. Ich werde stattdessen aber die Seite für den Kalifornischen Kondor im Safari-Bereich meiner Webseite beschleunigt fertigstellen. Es sind tolle Bilder dabei, soviel kann ich schon mal verraten.
Am Cedar Point habe ich ein bisschen hin und her überlegt, ob ich weiter gehen oder umkehren soll, denn sowohl strecken- als auch höhenmetermäßig liegt der Cedar Point ungefähr auf der Hälfte des Trails. Ich habe mich dann für ein etappenweises Weiterwandern entschieden, und immer an markanten Punkten des Weges überlegt, ob ich noch weiter will/kann oder nicht. Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel, aber beim Weg nach unten fällt das nicht so auf. Noch dazu, wenn man durch das Panorama entschädigt wird und immer wieder mal ein paar Kondore vorbeikreisen. Die letzten paar hundert Meter vor Erreichen des dritten Streckenpunktes sind dann weitgehend flach. Man wandert über eines der Hochplateaus im Canyon bis zum Skeleton Point. Den habe ich Euch auf dem Bild des Tages markiert, damit Ihr ein bisschen einen Eindruck habt, wie sich der Trail so darbietet. Der Skeleton Point liegt 4,8km vom Ausgangspunkt des South Kaibab Trails entfernt, und 628m tiefer. Hier steht man mitten im Grand Canyon drin, so kommt's einem zumindest vor, und man sieht und hört den Colorado River weiter unten auf der Sohle der Schlucht dahin rauschen. Bis da runter sind es aber noch mal fast 6km Strecke und 800m Höhenunterschied. Die Ausmaße sind einfach unvorstellbar. Ich habe mich ne Viertelstunde am Skeleton Point an den Rand der Schlucht gesetzt und die Ausblicke genossen. Und dann ging's an den Aufstieg. Tja, und wie Ihr wisst ist das in der Regel deutlich mühevoller als der Weg nach unten. Aber ich habe es wieder schön langsam angehen lassen. Wenn's Schatten gab -  was auf dem South Kaibab Trail ein ziemlicher Luxus ist – dann ein Päuschen gemacht, und was gegessen. Zum Glück kam in dieser Zeit auch mal die eine oder andere Wolke vorbei. Das half ungemein, denn die Hitze, die die Felsen reflektieren, ist echt brutal.
Wieder am Cedar Point angekommen (den kann man im Bild übrigens nicht sehen, weil die Felsnase im Vordergrund den Blick versperrt), habe ich mir eine Stunde Pause verordnet. Hier sprang inzwischen eine größere Jugendgruppe rum, denen ich aber einen gehörigen Vorsprung beim Aufstieg gegönnt habe. Die Zeit habe ich mit nem netten Gespräch mit der Volunteer Rangerin vor Ort verbracht. Sie fragte mich unter anderem, ob ich noch Wasser hätte, und ich sagte „Noch anderthalb Liter“, worauf sie meinte, sie wünschte dass alle Leute so gut vorbereitet kämen. Und wirklich, manche Touris kommen einem auf dem Weg entgegen mit nem Halbliter-Fläschchen in der Hand und nicht mal nem Rucksack.
Vom Cedar Point ging's dann gemächlich aber stetig den Weg nach oben, immer wieder mit einem Blick zurück. Bei der Gelegenheit entstand auch kurz vor dem Erreichen des „Ooh-Aah-Point“ das Bild des Tages, komplett mit Maultier-Zug.
Was soll ich sagen? Der NPS hatte recht. Siebeneinhalb Stunden habe ich für die Tour gebraucht – und es war keine Minute langweilig. Auch mein Wasservorrat war perfekt geplant gewesen, denn die letzten Schlucke gab's ein paar Meter unter dem Canyon-Rand. Dabei hatte ich die ganze Zeit nicht das Gefühl, dass ich mich verausgaben würde, obwohl es schon sehr anstrengend war. Viel mehr als diese 9,4km und -/+1250 Höhenmeter hätten es auch nicht sein dürfen, dann wär's ne üble Plackerei geworden.
Wieder in der Lodge habe ich erst mal ein Nickerchen gemacht und bin dann um halb sechs zu einer kleinen Safari im Auto aufgebrochen. Wapitis, also nordamerikanische Rothirsche (zu Englisch „Elk“, weshalb viele Touristen zu Hause erzählen, sie hätten nen Elch gesehen) gab es etliche, und dazu auch noch ein paar Maultierhirsche.
Morgen wird erst mal länger geschlafen, und dann miete ich mir ein Fahrrad, um den westlichen Rand des Canyons zu erkunden. Mal was anderes.
So – jetzt sind die zwei Seiten voll, obwohl ich so lange Logbucheinträge eigentlich vermeiden will. Aber heute konnte ich einfach nicht wirklich was weglassen. Ich hoffe Ihr habt bis hierhin durchgehalten.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.